Vom Internethändler für greifbare Warengüter wandelt sich Amazon schon seit einigen Jahren zunehmend auch zu einem Händler für digitale Güter und eigener Hardware für den Lebensalltag. Neben entsprechenden Angeboten für Spiele, Software und Musik findet seit März 2014 auch der Vertrieb von Amazon Prime über die Webseite statt, ein Abomodell für alle Kunden des Internethändlers, dass neben kostenloser Lieferung auch einen unbegrenzten Zugriff auf ein stetig wachsendes Film- und Serienagebot über das Internet (Video on Demand) liefert und das zu einem Preis von 49 Euro im Jahr.
Um auf dieses Angebot für Filme und Serien zurückzugreifen, gibt es schon jetzt sehr viele Möglichkeiten. Darunter der Zugriff mit dem Kindl Fire (Ein Tablet von Amazon), mit fast allen iOS Geräten (auch ältere Modelle wie dem iPad 1), via Andorid-Geräten und selbst auf vielen (Smart) TV Geräten sowie Spielekonsolen findet man inzwischen eine Anwendung für den Zugriff auf Amazon Prime. Natürlich ist auch ein Zugriff und die Wiedergabe unter Windows oder Mac OS möglich.
Nun hat Amazon mit dem Fire TV eine kleine schwarze flache Box im Angebot, welches man Amazon Fire TV getauft hat. Damit können Inhalte von Amazon Prime und auch Programme einschließlich entsprechend programmierter Spiele auf jedes TV Gerät mit einem HDMI Anschluss zu bringen und reiht sich damit in die direkte Konkurrenz zur schon lang existierenden Apple TV und dem recht neuen Google Chromecast ein. Die Botschaft von Amazon ist hier mehr als offensichtlich. Man möchte noch mehr vom Kuchen des wachsenden Marktes für Video on Demand Angebote abhaben als es schon jetzt der Fall sein dürfte. Des weiteren versucht Amazon bei seiner Hardware mit einigen technischen Fakten zu glänzen. Sprachsteuerung, leistungsstarker 4-Kern (Quad Core) Prozessor, 2 GB Arbeitsspeicher, eigener Grafikchip und ein interner Speicher mit 8 Gigabyte für installierbare Programme und Spiele. Das sind jene Fakten die Amazon in seiner Werbung für das Gerät gerne auf den Tisch legt.
Doch lohnt sich die Investition von 99 Euro für das Gerät und erfüllt es seinen Zweck? Ich habe mir neben meiner vorhandenen Apple TV nun auch eine Fire TV zugelegt und den flachen schwarzen Kasten in den letzten Tagen etwas auf Herz und Nieren geprüft. Meinen Erfahrungsbericht möchte ich nun nachfolgend hier niederschreiben. Ebenfalls möchte ich in diesem Beitrag auch etwas über die Kompatibilität zur Welt von Apple berichten, also wie gut arbeitet die Fire TV mit Mac oder iOS zusammen…
Die Themenübersicht dieses Artikels:
• Der Preis
• Was bekommt man?
• Anschlüsse
• Los geht’s
• Die Bedienung
• Die Möglichkeiten im Alltag
• Das Zusammenspiel mit der Welt von Apple
• Wiedergabe von Inhalten vom Computer oder dem Smartphone
• Was für die Fire TV spricht
• Das Negative
• Fazit
• Alternativen
Der Preis
Wer sich das Gerät zulegen möchte, muss eine Summe von 99 Euro investieren. Versandkosten fallen keine an. Auf der Seite von Amazon wird angegeben, dass die Lieferungen der Geräte zum aktuellen Zeitpunkt ab Dezember wieder möglich sind. Den ersten großen Ansturm scheint man also halbwegs bewältigt zu haben, denn zeitweise gab es die Angabe das erst wieder ab Januar Lieferungen stattfinden werden. Wer noch vor Dezember ein Gerät haben möchte, kann es aber auch bei den großen Elektronik(fach)händlern versuchen wie z.B. Saturn oder Mediamarkt, wo ebenfalls Geräte zum sofortigen Mitnehmen bereitstehen können. Dies kann man ggf. auch vorher online überprüfen.
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Was bekommt man?
Die Umverpackung mit schickem Reliefdruck hat Amazon selbst mit seinem „Frustration Free“ Zertifikat versehen, sprich ohne Aufwand soll das Auspacken hier möglich sein und der Verpackungsmüll auf ein minimal reduziert werden. Dies wird hier definitiv erfüllt. Nach wenigen Handgriffen und ohne den Einsatz scharfer Gegenstände hält man bereits die Fire TV in den Händen, welches die Abmessungen von 115 mm x 115 mm x 17,5 mm besitzt. Neben der Fire TV befindet sich noch eine Fernbedienung in der Verpackung, welche die Abmessungen von 38,3 mm x 139,9 mm x 16,1 mm hat und inkl. Batterien (2 x AAA) daherkommt. Die zwei Besonderheiten bei dieser Fernbedienung sind, dass sie zum einen ein Mikrofon besitzt, mit dem sich die Sprachsteuerung der Fire TV nutzen lässt, und zum anderen wird für die Verbindung zur Fire TV auf Bluetooth gesetzt. Dies ermöglicht das sich das Gerät sich auch im geschlossenen Schrank verstecken lässt, also kein Sichtkontakt bestehen muss. Zu guter letzt findet man noch ein externes Netzteil vor, was recht platzsparend gehalten wurde (Schöner wäre es aber gewesen, ganz ohne externes Netzteil auszukommen). Vergeblich sucht man hingegen ein passendes HDMI Kabel zum Anschluss der Box an den Fernseher. Warum Amazon nicht sein hauseigenes Amazon Basic HDMI Kabel mit beipackt, bleibt wohl auch hier ein kleines Rätsel und ohne ein HDMI Kabel kann man die Box auch nicht benutzen. Zu guter letzt liegt noch eine kleine gedruckte Anleitung bei, die den Lieferumfang zeigt und den Anschluss an das TV Gerät erklärt.
Anschlüsse
Wahlweise kann man die Fire TV per Netzwerkkabel (10/100 Ethernet) oder WLAN (2,4 und 5 Ghz.) mit dem Internet verbinden. Zum Anschluss an das TV Gerät steht ein HDMI Port bereit (Erfüllt die Spezifikationen für HDMI 1.4b mit HTCP) sowie ggf. auch ein optisch digitaler Anschluss (TOSLINK). Einen Standard-USB 2.0 Port liefert das Gerät ebenfalls, doch hat dieser derzeit keine Funktionen bzw. dient wohl nur Entwicklern oder der Wiederherstellung im Falle eines Softwarefehlers.
Los geht’s
Der erste Start geht recht zügig von statten. Nach dem verbinden der Fernbedienung mit der Fire TV landet man schnell bei der Verbindungsauswahl und kann hier ggf. auf die entsprechenden WLAN Netzwerke zurückgreifen. Wer sein WLAN mit einem langen Netzwerkschlüssel gesichert hat, wird hier jedoch seine helle Freude haben, denn die Eingabe erfolgt nun logischerweise über die Fernbedienung, wo man die passenden Zeichen über ein Symbolmenü auswählt. Zum Glück werden die Zeichen standardgemäß angezeigt, können auf Wunsch aber auch ausgeblendet werden (Sternchen werden gezeigt). Hat man diese erste Hürde gemeistert, wird man gefragt ob man sich mit seinem Profil von Amazon anmelden will (dies ist bereits voreingestellt) oder ob man sich mit einer anderen ID anmelden möchte. Ebenfalls kommt die Frage, ob man den Jugendschutz mittels PIN schützen will oder diesen ausgeschaltet lassen möchte. Nach erfolgreicher Anmeldung wird man dann mit einem Hilfevideo begrüßt, welches sich leider nicht beenden oder vorspulen lässt. Hat man das Intro überstanden, hat man es geschafft. Nach nur wenigen Minuten kann man auf alle Funktionen der Fire TV zugreifen und gleich loslegen mit dem Filmeschauen.
Der gesamte Einrichtungsprozess ist bei der Fire TV also sehr einfach gehalten und auch die Oberfläche des Hauptmenüs wirkt aufgeräumt und selbsterklärend.
Die Bedienung
Die Fire TV mittels der mitgelieferten Fernbedienung steuerbar oder alternativ auch mit einer passenden Anwendung für Android und iOS. Die Softwarebasierenden Lösungen funktionieren aber erst dann, wenn sich die Fire TV und das Smartphone im selben WLAN Netzwerk befinden.
Im direkten Vergleich zur Fernbedienung der Apple TV ist diese nicht ganz so spartanisch gehalten. Insgesamt 9 Funktionstasten stehen hier zur Auswahl (Die Apple TV besitzt nur 4) und auch sonst ist die der Fire TV deutlich größer, wenngleich der Aufbau wiederum sehr ähnlich ist.
Von der Haptik her liegt die Fernbedienung sehr gut in der Hand. Die Unterseite der Fernbedienung ist abgerundet und bietet dadurch eine gute Griffigkeit. Das Material fühlt sich leicht gummiert an und nicht wie normales Plastik, allerdings zieht es „Fettfingerspuren“ recht magisch an und ist etwas anfällig für feine Kratzer.
Dank der Bluetooth-Verbindung zwischen Fernbedienung und Fire TV ist ein direkter Sichtkontakt zum Gerät nicht nötig. Damit kann man das Gerät also auch im Schrank verstecken oder hinter den Fernseher klemmen.
Eine der größten Besonderheiten ist die Sprachsteuerung, welche man per gedrückter Taste auf der Fernbedienung auslösen kann. Eine Funktion die Amazon sehr hervorhebt und die Fire TV derzeit mit einem derzeitigen Alleinstellungsmerkmal versieht. Drückt man jene Taste, erscheint auf dem Fernseher umgehend die Spracherkennung und kann dort seine Suchanfragen in das Mikrofon sprechen. Dazu muss man diese auch nicht in Mundnähe halten sondern kann die Fernbedienung normal in der Hand halten. Die Spracherkennung ist dabei erstaunlich gut, sehr schnell und erkennt bei meinen Tests bisher alle Aussprachen. Versucht man hingegen die englischen Begriffe in Deutsch auszusprechen, also so wie die Buchstaben im englischen Geschrieben stehen, kapituliert auch diese Funktion. Wer also nach englischen Titeln sucht und kein englisch kann, muss hier weiterhin tippen für die Suche. Leider hat Amazon der Spracherkennung auch kein sehr großes Knowhow verpasst, wenn es außerhalb der Film, Serien und Programmwelt etwas zu suchen gibt. Der Suchbegriff „Einstellungen“, welcher als Menüpunkt existiert, öffnet einfach eine Auswahl an Filmvorschlägen die in der Beschreibung den Begriff „Einstellung“ besitzen und nicht die Einstellungen der Box. Auch ist es nicht möglich Steuerungsbefehle wie Pause, Stopp, Vorspulen usw. über die Sprache zu übermitteln. Bleibt abzuwarten ob hier noch nachgebessert wird. Ansonsten ist die Sprachsuche wirklich enorm bequem. Mögliche falsch geprochene Angaben werden mit drei alternativen Treffern angezeigt, die dem möglichen Gesuche am nächsten kommen. Man darf dann selber auswählen, was man letztlich in das Mikrofon genuschelt hat. Abschließend sei noch zu erwähnen, dass Amazon die Sprachanfragen auf seinen Servern sichert. Man will damit die Erkennung der persönlichen Suchanfragen verbessern, doch was möglicherweise sonst noch so mit den Anfragen passiert, darüber schweigt das Unternehmen. Immerhin kann man, wie man auch den entsprechenden FAQ entnehmen kann, die getätigten Sprachaufzeichnungen über sein Konto jederzeit löschen.
Von der allgemeinen Gliederung der Oberfläche hat Amazon sein auf Android basierendes System in klare zwei Bereiche gegliedert. Links befinden sich die Menüpunkte als Text und auf der rechten Seite findet man den jeweiligen passenden Inhalt zum gewählten Menüeintrag. Die jeweiligen Inhalte (Programme, Filme, Serien) auf der rechten Seite werden immer von links nach rechts durchstöbert.
Wer ein Amazon Prime Abo hat, wird sich an dem Menüpunkt „Prime Video“ erfreuen dürfen, denn hier sind alle Filme und Serien zu finden, die man im Rahmen der Mitgliedschaft jederzeit und ohne weitere Kosten abrufen kann. Anschließend folgen die Punkte „Filme“ und „Serien“. Hier ist jeweils ein direkter Verweis zum Amazon Prime Angebot zu sehen, aber auch der Kauf und die Miete von neuen digitalen Inhalten über Amazon ist hier möglich.
Ebenfalls bekommt man auf folgende Punkte einen Zugriff: Watchlist, Bibliothek, Spiele, Apps, Musik, Fotos, Suche, Startseite und die Einstellungen.
Um den jeweiligen ausgewählten Punkt zu „betreten“, reicht dann der Tastendruck nach rechts bzw. der Tastendruck auf die Bestätigungstaste in der Mitte des Kreises.
Auf die passende Anwendung für Android kann ich mangels kompatiblen Gerät leider nicht weiter eingehen. Vielleicht hat hier jemand bereits Erfahrungen sammeln können und teilt diese im Kommentarbereich dieses Beitrags mit.
Die Möglichkeiten im Alltag
Das Hauptmerkmal der Fire TV liegt in der Wiedergabe von Filmen und Serien die Amazon via Amazon Prime oder per Kauf und Miete anbietet (Video on Demand). Als kleines Zusatzangebot liefert man auch die Möglichkeit die bei Amazon gekaufte Musik abzuspielen oder Fotos zu zeigen, welche man in der Amazon Cloud abgelegt hat. Das Sahnehäubchen ist die Option, seine Fire TV mit Programmen aus dem hauseigenen App Store auszustatten, was mitunter auch den Funktionsumfang des Gerätes ausbauen kann. Aber auch Spiele sind im Angebot, welche mit der mitgelieferten Fernbedienung steuerbar sind. Optional kann man sich aber auch einen Spielecontroller kaufen, welcher mit knapp 40 Euro zu buche schlägt. Aktuell ist die Auswahl an Anwendungen in Deutschland noch sehr überschaubar, Programme für den Zugriff auf Vimeo, YouTube, die ARD und ZDF Mediathek sind aber gelistet und kostenfrei benutzbar. Allerdings gibt es auch auf der Fire TV kostenpflichtige Anwendungen oder entsprechende In-App Käufe.
Wer im Besitz eines Amazon Fire HDX-Tablet ist, kann laut den Angaben auf der Verkaufsseite des Fire TV auch die Inhalte direkt von diesem Gerät auf die Box übertragen. Dies gilt für Filme, Serien, Musik und Fotos. Interessant klingt hier die von Amazon getaufte X-Ray Funktion, die es ermöglicht zu den jeweils laufenden Film oder Serieninhalten zusätzliche Informationen von IMDb parallel einzusehen. So verwandelt sich das Tablet sozusagen zu einem Zweitbildschirm für die Fire TV.
Wie das ganze unter anderen Tablets von Amazon aussieht oder anderen Geräten die mit Android laufen, darüber hüllt sich Amazon leider in schweigen und mangels Geräten kann ich dies auch nicht weiter testen. Vielleicht hat ja jemand solche Geräte und kann seine Erfahrungen in den Kommentarbereich teilen.
Das Zusammenspiel mit der Welt von Apple
Am Mac sollte man hier keine Wunder erwarten. Die Verzahnung von Mac und Apple TV, die man hier mit seinen eigenen Systemen geschaffen hat, kann die Fire TV definitiv nicht erfüllen. Wer also Filme, Fotos oder Musik vom Mac oder unter iOS direkt an das Gerät senden will, stößt von hause aus schnell an gewisse Grenzen. Für Fotos und Videos kann man hier eigentlich nur den Umweg über das Amazon Cloud Drive gehen, was wiederum bedeutet das man alle Daten zuvor in das Internet hochladen muss. Je nach Bandbreite und Datenmenge kostet dies aber auch einiges an Geduld und auch beim Speicherplatz ist im kostenlosen Modell bei 5 Gigabyte schluss. Für mehr Speicher darf hier gezahlt werden wie z.B. für 20 Gigabyte für 5 Euro im Jahr oder 50 Gigabyte für 50 Euro im Jahr (Link zur Preisliste). Des weiteren muss man sich eben auch im klaren Sein, dass die Daten dann nicht mehr nur auf dem eigenen Rechner liegen, sondern auch im Internet bereitstehen und bei möglichen Angriffen im Schadensfall durch dritte eingesehen werden können.
Bedauerlicherweise hat man selbst mit einer hauseigenen Anwendung wie das Programm „Amazon Music“, über welches man die gekaufte Musik des Onlinehändlers laden und anhören oder neue Musik erwerben kann, noch keine Möglichkeit geschaffen die Wiedergabe direkt an die Fire TV zu übermitteln. Nun kann man behaupten die Fire TV ist ja noch nicht so alt, doch hat Amazon ja schon länger mit anderen hauseigenen Geräten wie dem Kindle Fire zu tun und hätte hier schon eine gewisse Basis schaffen können. Kurz gesagt, es fehlt schlicht an einem Programm für den Mac oder iOS die es ermöglicht, eigene Daten via WLAN oder vielleicht auch Bluetooth direkt an das Gerät zu übermitteln. In der aktuellen Form eignet sich das Gerät im Grunde also nur für die Wiedergabe von Daten die man direkt von Amazon bekommen kann. Darunter fallen gekaufte oder gemietete Spiele, Filme, Serien und Musik.
Wiedergabe von Inhalten vom Computer (Windows, Mac OS, Linux) oder dem Smartphone
Für den Computer (Mac, Windows, Linux) und auch für das Fire TV gibt es die Software „Plex“. Es handelt sich hierbei um ein Mediacenter für den Computer das es ermöglicht mit div. Geräten die jeweiligen freigegeben Inhalte wiederzugeben über das eigene Netzwerk.
Das System gibt es schon seit mehreren Jahren und wird auch stetig weiterentwickelt, allerdings hat es auch hier seine Grenzen. Unter Mac OS kann man zum Beispiel die gekauften Filme oder Serien nicht über Plex wiedergeben, da diese einen Kopierschutz besitzen den nur QuickTime entschlüsseln kann. Auf ein ähnliches Problem wird man aber auch stoßen, wenn man ein Kopierschutz erwischt der auf den Windows Media Player ausgelegt ist usw. Filme die man auf andere Wege beschaffen hat, lassen sich hingegen in den meisten Fällten sicher problemlos abspielen, so weit Plex eben die Kodierung versteht.
Die Konfiguration von Plex kann ich in diesem Artikel leider nicht näher erläutern, da es den Rahmen des Beitrags sprengen würde, gesagt sei hier aber, dass man sich erstmal etwas einarbeiten muss. Zwar startet der Server nach der Installation von Plex umgehend und öffnet eine Konfiguration im Browser, doch erfordert es hier und da noch einige Einstellungen um die korrekte Wiedergabe von Inhalten zu ermöglichen. Ich selbst scheitere derzeit zum Beispiel an die Wiedergabe von Ton und sehe nur den Film. Ebenfalls konnte ich bisher nicht erreichen, dass ich aus Plex heraus an die Fire TV direkt übermitteln kann, obwohl ein entsprechender Button aufgetaucht ist in der Konfiguration. Das der Ton aber funktioniert, zeigt mir die Möglichkeit meine iTunes Musik via Plex aufzurufen und abzuspielen. Erfreulicherweise übernimmt Plex automatisch die Einbindung von iPhoto, iTunes und Aperture, so das man zumindest unter Mac OS schon einmal ein gewisses Startkapital besitzt. Auch die Filmbibliothek ist sichtbar, kann aber wie oben schon erwähnt, nicht abgespielt werden aufgrund des Kopierschutzes.
Kleine Randnotiz zum auffinden der Bibliotheken von Plex: Wer die Bibliotheken von iPhoto, iTunes und Aperture sucht, muss in Plex auf der Fire TV zum Reiter „Online“ wechseln. Hat man externe Ordner vom Computer hinzugefügt, so tauchen diese im Reiter „Meine Mediathek“ auf.
Wer es mit Plex versuchen will, benötigt folgendes für die Nutzung:
– Ein kostenlose Registrierung bei Plex (Geht via App auf der Fire TV oder im Internet)
– Software auf den Rechner (Plex Media Server für Windows, Mac OS, Linux oder FreeBSD)
– Die Software „Plex„* für die Fire TV (Kann man auch via Sprachsuche finden)
Für iOS habe ich ebenfalls Programme entdeckt, die angeblich an die Fire TV streamen können. So zum Beispiel die kostenlose Anwendung „Streambels“, welche optisch sogar ansprechend daherkommt. Man kann hier auf Musik, Filme und Fotos zurückgreifen, welche auf dem iOS Gerät liegen, doch auch hier scheitert die Wiedergabe bzw. das streamig an die Fire TV und auch hier war als Ziel die Fire TV in einer Liste verfügbarer Geräte erschienen. Durch diese Misserfolge ist die Motivation meinerseits natürlich gering nun in kostenpflichtige Anwendungen zu investieren, wo die Verbindung evt. dann auch scheitert.
Eine weitere Alternative zu Plex ist XBMC, was seit kurzem „Kodi“ betitelt wird. Genau wie Plex ein Mediacenter, allerdings deutlich offener und erweiterbar da Quelloffen (Open Source). Eine Anleitung zum installieren von Kodi habe ich hier finden können: http://www.tutonaut.de/anleitung-Amazon-fire-tv-per-kodi-xbmc-zum-perfekten-netzwerkplayer-machen.html. In diesem Tutorial wird erklärt, welche Schritte notwenig sind um das ganze am Rechner und auf der Fire TV zum laufen zu bringen. An Kodi lässt sich gut sehen, dass die Fire TV etwas offener für Programme ist die nicht von Amazon serviert werden, was wiederum durchaus ein positiver Aspekt des Gerätes ist. Ausprobiert habe ich diese Lösung aber bisher noch nicht.
Was für die Fire TV spricht
– Sehr übersichtliches und schlichtes Menü. Hier kann man sich nicht verirren und muss auch nicht lange suchen.
– Die Bedienung ist sehr einfach gehalten und schnell zu verstehen.
– Die Sprachsteuerung zur Suche von Filmen, Serien und Mitwirkenden arbeitet tadellos auch mit großem Abstand zur Fernbedienung
– Verbindung der Fernbedienung via Bluetooth ist ein guter Kompromiss zur etablierten Infrarotsteuerung. Dadurch kann die Box auch im Schrank versteckt werden und ein direkter Sichtkontakt zu dem Gerät ist nicht nötig.
– Eigener App-Store für Programme die mit der Fire TV kompatibel sind. Damit kann man den Funktionsumfang individuell ausbauen
– Sehr schnelle Wiederhabe von abgerufenen Inhalten. Laut Medienberichten analysiert die Fire TV auch die Sehgewohnheiten des Benutzers und lädt mögliche andere Filme bereits etwas vor, für diese schnelle Wiedergabe. Mangels technischer Möglichkeiten kann ich dies aber nicht prüfen. Aber selbst beim Vor- und Zurückspulen wird der Inhalt eigentlich immer sofort wiedergegeben ohne große Pufferzeiten
– Bewertungen aus IMDb werden direkt zu den Filmen und Serien angezeigt
Das Negative
Auch wenn der kleine Kasten seine Aufgaben wirklich gut macht, so gibt es auch hier Tücken und Grenzen. Es ist nicht auszuschließen das einige dieser „Probleme“ mit der Zeit von Amazon aufgegriffen und verbessert werden. Ich bin bemüht diese Änderungen dann auch zu berücksichtigen. Nun aber meine Kritikpunkte als Stichpunkte…
– Als Apfeljünger derzeit keine alternative Eingabemethode als über die Fernbedienung. Bereits beim ersten anmelden im WLAN kann dies bei komplexen Schlüsseln eine leichte Geduldsprobe werden, aber auch bei den Login von Diensten wie Vimeo, Netflix, YouTube usw. Hier muss man also auf die angekündigte Anwendung für iOS hoffen und das man Texte bequem eingeben kann. Für Android gibt es bereits eine Anwendung, mir ist der Funktionsumfang hier aber mangels Gerät nicht bekannt. Wer weiß mehr?
– Nach der ersten Einrichtung drückt Amazon dem Nutzer ein lieb gemeintes Willkommensvideo auf, das aber zum einen kein Ende finden will, zum anderen lässt es sich auch nicht überspringen.
– Amazon erfasst grundsätzlich die Nutzungsdaten von Programmen die man auf seinem Gerät installiert. Amazon schreibt, dass hier Angaben wie die Dauer der Nutzung und Weitergabe von nicht personenbezogenen Informationen weitergegeben werden. Wer das nicht möchte, muss dies manuell ausschalten (Öffne dazu die Einstellungen und wähle hier den Punkt „Anwendungen“ aus. Dort befindet sich die entsprechende Funktion)
– Externes Netzteil. Schade.
– Die gelobte Sprachsteuerung funktioniert nur für die Suche nach Filmen, Serien, Mitwirkenden und Programme. Befehle für die Steuerung oder zum aufrufen von Einstellungen kann die Sprachsteuerung nicht verarbeiten.
– Teilweise ist die Darstellungen von Texten und Symbolen deutlich zu klein geraten. Amazon sollte hier nicht aus den Augen verlieren, dass man die kleine Box an einen Fernseher anschließt und zu diesem auch einen gewissen Abstand hält.
– Direkte Wiedergabe von Dateien die auf dem Rechner liegen (Videos, Musik, Fotos), ist von hause aus nicht gegeben. Man muss auf Anwendungen wie z.B. Plex zurückgreifen und auch hier funktioniert nicht alles auf Anhieb, sprich es muss konfiguriert werden. Eine eigene Anwendung würde hier sicher eine schnelle Abhilfe schaffen. Einzige einfache Lösung ist die Nutzung der Cloud. Das bedeutet aber, man muss vorher alles in das Internet hochladen.
– Kein manuelles Standby der Box möglich per Tastendruck oder über eine Option im Menü
– Die Anordnung der installierten Anwendung kann nicht verändert werden. Das kann auf die Dauer recht unübersichtlich werden.
Im Zusammenhang mit dem Videoangebot von Amazon Prime sind mir darüber hinaus im Vergleich zur Apple TV noch folgende Dinge aufgefallen. Diese Kritikpunkte haben nichts mit dem Funktionsumfang des Gerätes zu tun.
– Jüngst startete Apple die Möglichkeit bei gekauften Filmen auch von der Apple TV auf Extras zurückzugreifen wie z.B ein „Making Of“ usw. Bei Amazon sucht man dies vergeblich. Also keine Extras von Filmen oder Serien auf der Fire TV (und generell nicht bei Amazon)
– Grundsätzlich keine Mehrsprachigkeit bei den Filmen oder Serien auswählbar sowie auch keine Untertitel. Man spricht also nur Deutsch.
– Angaben zur Tonqualität sucht man vergeblich, sowohl auf der Fire TV als auch unter iOS und online auf Amazon.de. Irgendwie komisch, denn Amazon selbst wirbt damit, dass man sogar ein lizensiertes Dolby Digital bis 7.1 unterstützt.
– Keine Kapitelmarken in Filmen oder Serien um mal schnell zu einer Wunschszene zu springen
– Rezensionen zu den Filmen und Serien sind auf der Fire TV nicht einsehbar und man kann auch keine verfassen. Auch das bewerten ist nicht möglich. Merkwürdig, denn Rezensionen für Programme sind einsehbar. Des weiteren hat man dies auch bei der Anwendung für Smartphones geschafft. So bleibt einem nur die Möglichkeit den Sternen zu glauben und den eingebundenen IMDB Bewertungen.
Fazit
Wer ein älteres bzw. einfaches TV Gerät mit HDMI Anschluss besitzt und gerne auf das Angebot von Amazon Prime zurückgreifen möchte, findet mit dieser Box sicherlich eine gute und brauchbare Lösung. Die Oberfläche und die Bedienung ist zum Großteil gut gelungen und die Sprachsteuerung für die Suche nach Filmen etc. ist sehr präzise. In punkto Schnelligkeit kann ich auch keinerlei Defizite feststellen. Ausgewählte Filme und Serien sind immer sofort nach der Bestätigung meiner Auswahl gestartet worden und auch bei der Wiedergabequalität konnte ich keine Abstriche sehen (Ich habe allerdings auch eine VDSL 50 Leitung der Telekom). Wer kein Abo von Amazon Prime nutzt, kann mit dem Gerät natürlich die Filme und Serien auch mieten oder kaufen, die Amazon anbietet.
Zu einem echten Clou des Gerätes kann sich der Aspekt entwickeln, dass man den Umfang beziehungsweise den Nutzen der Box durch kompatible Programme erweitern kann. Aktuell ist das Angebot noch recht dünn, aber man findet schon jetzt namenhafte Anbieter wie die ARD Mediathek, Netflix oder YouTube. In der Zukunft kann das Angebot hier natürlich noch wachsen. Bei den Spielen ist auch bereits einiges dabei wie z.B. Badland. Ob sich hier aber schon jetzt die Anschaffung des doch recht teuren Gamecontrollers lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden, denn bisher lassen sich alle Spiele auch mit der Fernbedienung problemlos steuern.
Enttäuscht bin ich hingegen von der Einbindung in das eigene Heimnetzwerk. In naher Zukunft sollen Geräte eigentlich immer verzahnter miteinander arbeiten können. Das Licht mit dem Smartphone steuern, den Stromverbrauch am Computer einsehen uvm. Bei der Fire TV kann man hingegen nicht einmal Musik wiedergeben, die auf dem heimischen Rechner liegt oder per Fingertipp die Musik vom iPhone übermitteln. Dieser Komfort ist bisher laut Aussagen der Amazon Internetseite nur dem hauseigenen Fire HDX vorbehalten. Der Umweg muss hierbei stets über die hauseigene Cloud gegangen werden bzw. man kann nur die Musik wiedergeben die man bei Amazon auch erworben hat. Die etwas spartanischen kostenfreien 5 Gigabyte Speicherplatz sind unter diesem Aspekt auch nicht gerade großzügig bemessen. Mit einem zugedrückten Auge gleichen dieses Defizit einige Anwendungen von Drittanbietern wie das erwähnte „Plex“ etwas aus. Dennoch sollte Amazon hier aufwachen und umdenken, denn mit einem Fingerschnippen ist auch eine Lösung wie Plex nicht vollwertig eingerichtet und hier und da hapert auch noch die Umsetzung, so das dies nicht gerade für unversierte Nutzer geeignet ist.
Abschließend möchte ich sagen, dass der Start der Box durchaus gelungen wirkt. In Kombination mit dem Abo von Amazon Prime ist dieses Gerät durchaus eine Investition wert. Wer allerdings im Besitzt eines Apple Computer ist und die dortigen Bordmittel wie iTunes und Co. intensiver nutzt, der sollte sich gut überlegen ob er die 99 Euro in die Fire TV investiert oder nicht doch lieber in eine Apple TV, wenngleich diese leider keine Anwendung für den Zugriff auf Amazon Prime liefert. Man kann aber mittels iOS Gerät (iPad, iPhone, iPod touch) und passender App von Amazon auch an die Apple TV übertragen lassen, jedoch mit dem Abstrich keine HD Wiedergabe zu bekommen. Dieser Aspekt war für mich ausschlaggebend für den Kauf und natürlich ein entsprechendes Einführungsangebot in Deutschland das es nur für wenige Tage gab ;-)
Wer nun Interesse hat das Gerät zu kaufen, kann dies über folgende Links* tun…
Alternativen
Diese wurden in meinem Artikel zur Apple TV bereits behandelt. Folge dazu bitte diesem Link…
Vergleichsbilder Amazon Fire TV und Apple TV
*Mit diesem Link unterstützt du beim Kauf (ohne weitere Kosten für dich) meine Arbeit auf dieser Seite. Tätigst du über den Link einen Kauf, so wird mir der Anbieter eine kleine Summe auszahlen
Info: Dieser Artikel wurde zuletzt am 3. Mai 2015 überarbeitet. Hinzugefügt habe ich eine Information bez. der Sprachsuche im Zusammenhang mit der Speicherung bei Amazon und einen Hinweis auf die mittlerweile verfügbare iOS Anwendung zur Fernsteuerung sowie eine Verlinkung zum App Store und Google Play Store.