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Berlinalereport – My Small Land

Weniger als eine Minute Minuten Lesezeit

Sprache: Englisch

Title: My Small Land

Kurden die in Japan leben, das wirkt beinahe surreal in einem Land wo man wohl eher asiatische Menschen erwartet und sieht. Was in Deutschland Alltag ist (wenngleich bis heute leider auch immer noch nicht selbstverständlich), ist in Japan etwas sehr exotisches und das kommt nicht von ungefähr, denn hier einen dauerhaften Aufenthalt zu bekommen, ist wie ein sechser im Lotto.

Wir lernen zu Beginn eine solche kurdische Community kennen. Sie tanzen, haben Freude und leben ihre Kultur. Mittendrin befindet sich das 17 jährige Mädchen Sarya (Lina Arashi), die seit ihrem 5. Lebensjahr gemeinsam mit ihrem Bruder, Schwester und ihrem Vater in Japan mit laufendem Asylantrag lebt. Ihre Mutter ist in ihrem Heimatland verstorben, bevor der Vater mit seinen Kindern geflüchtet ist. Die kurdische Kultur zu leben und zu ehren, das ist ihrem Vater sehr wichtig. Das japanische Essen wird abgelehnt, vor dem essen gilt es zu beten und rein zu sein, man trifft sich nicht mit anderen Männern zum flirten und natürlich ist auch bereits der passende Mann für Sarya gefunden.

Sarya in ihrer Schulklasse | © 2022MSLPC

Doch das Mädchen lebt schon zu lange in Japan und hat viel aus der japanischen Kultur kennengelernt, so das sie immer wieder gegen ihren Vater rebelliert und kein Problem damit hat auch mal etwas lauter ihre eigene Meinung zu sagen, auch wenn sie sich am Ende dann doch meist wieder der Strenge ihres Vaters unterwirft. In ihrem Leben hat sie sich mit vielen verschiedenen Menschen angefreundet, hat ein eigenes Netzwerk aufgebaut wo sie immer sehr hilfsbereit und gern gesehen ist, was sie mitunter auch ihren Sprachtalent verdankt, da sie fließend kurdisch, türkisch und japanisch versteht und spricht. Allerdings verheimlicht sie, dass sie kurdische Wurzeln hat und erzählt allen, das sie deutsche sei. 
Ihre Lehrer loben vor allem ihren Ehrgeiz und bei ihren Job in einem kleinen Supermarkt ist sie auch gerne gesehen. Im Supermarkt lernt sie auch den Neffen Sota (Daiken Okudaira) des Betreibers kennen, der ebenfalls im Laden hilft. Sie mag ihn sehr gerne und mit der Zeit treffen sich die beiden auch außerhalb vom Laden, wo sie immer mehr Freizeit gemeinsam verbringen und sich auch immer weiter annähern. Als Sota von seinen Plänen redet demnächst mal nach Tokyo zu fahren, würde sie am liebsten mitkommen, doch sie darf nicht wie sie Sota erklären muss. Das liegt jedoch nicht an ihrem Vater, sondern daran das Japan der Familie den Flüchtlingsstatus aberkannt hat und somit darf keiner mehr durch das Land reisen. Sota erfährt zum ersten mal von so einer Situation in seinem Land und ist sichtlich schockiert darüber.

Der Ernst der Lage beginnt ab dem Moment, in dem der Familie der Flüchtlingsstatus entzogen wird | © 2022MSLPC

Dann gehen die beiden zu Sarya nach hause, doch die Zweisamkeit wird schnell unterbrochen als ihr Vater zusammen mit seinem Sohn auftaucht. Natürlich schaut ihr Vater sehr skeptisch auf Sota, doch Sarya hat bereits eine Lösung parat und tarnt den Besuch als Schulprojekt und Sota würde gerne einen Vortrag über Kurden schreiben. Damit haben sie den Vater überzeugen können und so lernt Sota auch mal die kurdische Küche kennen.
Auch an den folgenden Tagen verbringen die beiden immer wieder Zeit und natürlich dauern die Ausflüge auch mal länger in den Abend hinein, was erneut den Vater auf den Plan ruft der Sarya noch einmal deutlich an die kurdischen Werte und Regeln erinnert und er besteht darauf, das sie sich nicht mehr mit Sota trifft. Das ruft natürlich eine kleine Rebellion auf den Plan die darin endet, das sie vom Vater eine Ohrfeige kassiert und am nächsten Morgen muss sie feststellen das ihr Fahrrad nicht mehr an seinen Ort steht. Ihr Vater hat es mitgenommen zur Baustelle auf der er arbeitet. Genau auf dieser Baustelle findet nun aber auch eine einschneidende Wende für die Familie statt, denn bei einer zufälligen Kontrolle durch die Polizei auf der Baustelle wird der Vater in Gewahrsam genommen, da er durch die Aberkennung des Flüchtlingsstatus nun illegal gearbeitet hat, doch irgendwo musste er ja Geld für seine Familie herbekommen.
Ab diesen Zeitpunkt wächst der Druck auf die Kinder enorm und das Leben von Sarya als ältestes Kind verändert sich in einem ungebremsten Tempo. Von nun an sehen sie ihren Vater nur noch durch eine Scheibe für wenige Minuten und hier wird auch nicht ungeschohnt darüber geredet, das eine Abschiebung für den Vater nur bedeuten würde, das er in seinem Heimatland ebenfalls verhaftet wird, da er demonstriert hatte nachdem Soldaten sein Haus abgebrannt haben. Die Kinder müssen sich von nun an selbst durchschlagen, werden dabei seitens Japan auch komplett allein gelassen. Auch Sarya verliert ihre Arbeit im Supermarkt aufgrund der Aberkennung, so das auch diese Geldquelle versiegt. Der Onkel von Sota legt sogar noch einen drauf und will nun ebenfalls, das Sarya den Kontakt zu seinem Neffen abbricht, da sich die Familie um ihn sorgt. Auch andere Menschen wenden sich immer weiter ab von dem Mädchen und auch ihre College-Bewerbung wird abgelehnt, trotz ihre guter Noten.
Alle Zeichen stehen dafür, das die gesamte Familie das Land bald verlassen muss. Ein Land, indem drei Kinder aufgewachsen sind und ihre Heimat gefunden haben. 

Fazit:
Dieses filmische Werk zeigt mal eine ganz andere Perspektive auf das Japan und behandelt ein Thema, das für Japaner so gut wie nicht präsent ist. Erschreckend dabei ist aber im Grunde, das sich Japan unterm Strich kaum von unserem Land unterscheiden dürfte, was die harten Regelungen von Menschen anbelangt, die hier im Asyl leben. Ich erinner mich noch gut an meine Recherchen zum Thema Kirchenasyl während meiner Ausbildung zum Pädagogen wo ich zum ersten mal davon hörte das dies meist die letzte Chance ist für Familien in Deutschland zu bleiben, allerdings dürfen sie das Gelände der Kirche nicht verlassen da sie eben illegal in Deutschland sind. In das Kirchenrecht darf der Staat nämlich nicht einfach so eingreifen. Lediglich die Kinder haben das Recht zur Schule zu gehen oder in den Kindergarten. Und das Thema rund um Flüchtlinge ist ja seit einigen Jahren noch viel präsenter geworden und es erfüllt mich immer wieder mit Wut, weil ich nicht verstehe worin das Problem liegt, Menschen aus anderen Ländern hier zu integrieren und aufzunehmen. Wir sollten es doch gerade besser wissen, denn auch wir hatten in unserem Land mal Flüchtlinge die Schutz vor dem Krieg gesucht hatten bzw. einfach am leben bleiben wollten. Für dieses durchaus schwere Thema hat dieser Film das ganze aber sehr gut aufbereitet und sachlich präsentiert. 

Darsteller:
Lina Arashi (Sarya)
Daiken Okudaira (Sota)

Regisseur:
Emma Kawawada

Über den Film:
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202214036

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