Intro:
Das iLife Paket von Apple ist ein Softwarebundle das aus 5 unterschiedlichen Programmen besteht und dessen Funktionen ein breites Spektrum abdecken. Und von Paket zu Paket wird jenes iLife besser und rafinierter. Mit dem im Januar 06 vorgestellten iLife verspricht Apple dem interessierten Macbesitzer oder Neukunden der Macplattform, die iLife kostenlos mit dem Erwerb eines neuen Rechners erhalten, recht viele Neuerungen und natürlich Verbesserungen. Doch ist das neue iLife Konzept wirklich um einiges besser geworden oder war es einfach mal ein klassischer Softwarenummernsprung?
Getestet wurde das neue iLife Paket auf einem Mac mini mit 1,25 Ghz und 1 GB Arbeitsspeicher.
Die Software:
Den ersten Test widme ich Apples iPhoto in der Versionsnummer 6. iPhoto ist eine Software zum verwalten seiner digitalen Bildersammlung. Anlegen von Fotoalben (normal oder intelligent), exportieren der Bilder ins Web, als Datei in Ordner oder via Film etc., erstellen von sogenannten Photcasts, Schlüsselwörter, Lifesuche, erstellen von E-Mauls und so weiter. Alle das kann man mit iPhoto machen. Ein wahrer Augenschmaus ist auch die schnelle Übersicht seiner kompletten Bibliothekt. Per Scrollbalken minimiert oder maximiert man die Darstellung der Fotos in wenigen Sekunden von ganz klein auf ganz groß und das Stufenlos. Soweit nun die Theorie, doch wie sieht das in der Praxis aus? Bis zur Version 5 von iPhoto wurde es mit wachsendem Fotoarchiv buchtsäblich zur Gedultsprobe, bis man in iPhoto mal ein Bild zu sehen bekam. In meinem Fall handelt es sich zum Zeitpunkt von iPhoto 5 um fast an die 6000 Fotos die iPhoto für mich verwaltet. Mit der Version 6 hat Steve Jobs versprochen, das iPhoto den schon oft erwähnten Geschwindigkeitszuwachs bekommen wird und siehe da, es funktioniert. Auf meinen Mac mini mit 1,25 Ghz und 1 GB Arbeitsspeicher flutscht iPhoto förmlich über den Monitor, egal bei welcher Aktion.
Doch alles neue birgt auch das eine oder andere Problem. Bei iPhoto kann dies sogar zu einem großen Problem außarten, zumindest wenn es um Verknüpfungen von Bildern zu anderen Programmen geht. So generiert iPhoto 6 beim ersten starten eine komplett neue Library (Es erscheint hierrüber ein Hinweis, jedoch nicht das die Ordnerstruktur verändert wird) innerhalb des iPhoto-Archives. Die Bilder werden danach zwar deutlich besser in entsprechende Ordner einsortiert, doch die alte Sortierung fällt unter den Tisch. In meinem Fall war dies sehr ärgerlich, denn ich hatte zu jenem Zeitpunkt ein iDVD Fotoprojekt am laufen. Jene Ordneränderungen hatten zur Folge, das in iDVD alle Verknüpfungen nicht mehr stimmten und ich somit jede Diashow neu mit Bildern füttern musste.
Die neuen Funktionen:
Photocast ist die erste Neuerung die ich erwähnen möchte. Es ist eine Ableitung des Podcastings nur das eben anstatt Audiodateien, Bilder aboniert werden können. Wer selber ein Photocast via iPhoto veröffentlichen will, muss dabei jedoch auf Apples .mac Service zurückgreifen, der eine Jahresgebühr von knapp 100 Euro besitzt. Im Prinzip geht es darum, das Tante Martha den Photocast von ihrem Enkel Miachel abonieren kann und somit immer auf dem laufenden gehalten werden kann, was Fototechnisch so abgelichtet wurde. Aber es lassen sich auch andere Photocastquellen anzapfen wie z.B. von der einen oder anderen Internetgalerie die einen RSS Feed anbietet, der eben Photos beinhaltet.
Kalender und Karten sind neue Möglichkeiten der bildlichen Kommunikation. Anstatt einem einfach die schönsten Erinnerungen in 10 x 15 in die Hand zu drücken, kann man nun Einladungskarten, Hochzeitskarten, Grußkarten etc. per Mausklick auswählen und via Post zukommen lassen. Zur Auswahl stehen derzeit 23 Vorlagen. Beim Kalender handelt es sich logischer weise um die Dinger die einem immer sagen, welchen Tag man gerade hat. Pro Monat lassen sich dann Bilder festlegen und auch auf die Wochentage lassen sich kleine Thumbnails plazieren um z.B. ein Geburtstag mit den passenden Gesicht zu verschönern. Zur Auswahl stehen 6 Hauptmotive (Modern, Foto, spec. Anlässe etc.). Auf wunsch kann man auch gleich noch alle Geburtstage aus dem Adressbuch von Mac OSX in den Kalender plazieren lassen. Auch bei den Fotobüchern hat sich was getan. 19 Grundlayouts stehen hier zur Auswahl und per Mausklick können ier die passenden Fotos eingefügt werden.
Ein Vollbildmodus steht nun ebenfalls zur Verfügung. Im Gegensatz zur Diashow hat man hierbei jedoch weiterhin Zugriff auf das jeweils ausgewählte Album und auf die Bearbeitungswerkzeuge. Diese werden jedoch ausgeblendet wenn man mit der Maus nicht am obersten oder untersten Ende des Monitors rumwandert. Der selbe Modus gilt auch für das bearbeiten von Fotos im Vollbild. Als praktisch kann sich auch die neue Funktion „Vergleichen“ erweisen. Hier werden das ausgewählte und nächste Bild direkt nebeneinander gestellt, was ggf. ermöglicht Bilder aus zu sortieren oder Lichtverhätnisse an zu passen
Die Bearbeitung von Fotos wurde auch nochmal ein wenig überdacht. Zum einen eben das bearbeiten im Vollbildmodus, aber auch das bearbeiten in einem seperaten Fenster ist nun möglich, oder eben wie gewohnt innerhalb von iPhoto oder via externer Software wie z.B. Photoshop. Um Bilder ein wenig gestalterisch zu Verändern, gibt es nun auch eine direkte Palette mit 8 wählbaren Effekten wie z.B. Sepia, Unscharfe Maske etc.
RAW Unterstüzung hat nun ebenfalls Einzug bei iPhoto gefunden. Bisher war dies vo iPhoto abgelehnt worden und man musste sich anders behelfen um seine RAW Fotos zu verwalten. Eine Möglichkeit war Aperture, das jedoch wesentlich mehr als iPhoto kostet und auch viel mehr Leistung verlangt. des weiteren widmet sich Aperture an Profiphotofrafen. Da RAW aber wohl immer mehr Verbreitung findet, hat sich wohl auch Apple dazu überreden lassen dieses Format in iPhoto ein zu gliedern. RAW ist übrigens ein verlustfrei komprimiertes Bildformat das wesentlich kleiner als TIFF ist. Des weiteren erlaubt es sehr spezifische und nachträglich Eingriffe in das gemachte Foto hinsichtlich Beleuchtungszeit, ISO Werte usw.
iWeb Export wird nun natürlich auch angeboten. iWeb ist die neuste Software im iLife Paket, mit dem man eigene Internetseiten in wenigen Mausklicks generieren kann, selbst der Laie. Und in eine Internetseite gehören meist auch Bilder die man nun eben mit einem Mausklick aus iPhoto an iWeb bringen kann.
Zu guter letzt sei dann das neue Layout von iPhoto zu erwähnen. Apple hat dies nun dem Look von iTunes 6 angepasst. Weggefallen sind vor allem unnötige Trennrahmen wie er z.B. am linken Rand vorhanden war. Dadruch wirkt das Programm wesentlich schlanker.
Abschließend zu diesem Artikel nun noch eine Pro & Contraliste die ich während des arbeitens mit iPhoto 6 erstellt habe. Sie spiegelt recht detailgenau wieder, was wirklich gut am neuen iPhoto ist und was man hätte besser machen können. Diese Liste beruht jedoch auf den Vergleich zu iPhoto 5.
Pro:
»» Um einiges schneller geworden (Test auf Mac mini, G4, 1 GB Ram, 10.4.4, knapp 6000 Fotos) bei allen Aktivitäten (Zoomen, Bearbeiten etc.)
»» RAW Unterstüzung (Auch Nikon NEF)
»» Bearbeitung der Bilder auf Wunsch in externen Editor (nun auch bei Klick auf „Bearbeiten“)
»» Schlankeres Programmoutfit (iTunes 6 ähnlich)
»» Bearbeiten wahlweise im Vollbild, seperaten Fenster oder Standardanwendung
»» Speicherort der Bilder frei wählbar über die Einstellungen (Soll Bild da belassen werden wo es ist oder soll es in die iPhoto Library kopiert werden?)
»» 9 Photoeffekte die aus einem separaten Fenster ausgewählt werden können… S-W Sepia, Antik, Verblasst, Aktuell, Eingefärbt, Maske, Vignette und Unscharf.
»» Einfacher Export in iWeb mit 2 Vorlagen (Blog & Fotoseite)
»» Photocast (Bevorzugt an .mac Mitglieder gerichtet, wobei sich Photoblogs auch abonieren lassen) was einfaches Phototeilen über das Internet erlaubt. Photocasts abonniert man wie ein Podcast in iTunes.
»» Vollbildmodus mit ein/ausblendbaren Zugriff auf Bearbeitungswerkzeuge so wie (gewählte) Fotobibliothek
»» Diashow wahlweise im 4:3 oder 16:9 Format und anderer Monitor anwählbar
»» Übersichtlichere Schlüsselwortliste
»» Direktes Vergleichen im Vollbildmodus von Bildern
»» Neue Buchvorlagen
»» Erstellen eingener Kalender die über Internet bestellt werden können
»» Erstellung von Grußkarten, Einladungen… die per Internet geordert werden können
»» Statusanzeige in welchen Monat (oder Tag) man sich aktuell beim Scrollen befindet (Nur wenn man den Scrollbalken via gedrückter Maustaste bewegt)
»» Neue „Bedingungen“ für die intelligenten Alben (zwecks RAW und EXIF informationen)
»» Neue Ordnerstruktur innerhalb der iPhoto Library. Es existieren nun direkte Ordner für die Bildoriginale oder modifizierte Bilder. Beim Aufräumen kann dies hilfreich sein um ein wenig Platz zu sparen, da jedes Bild das man verändert in den Ordner „Modified“ als Duplikat angelegt wird. Dieses Duplikat wird dann für die Bibliothek genutzt während das Original ggf. unnötigen Speicherplatz einnimmt (damit der Nutzer jederzeit „zurück zum Original“ gehen kann). Allerdings ist das aussortieren der ungenutzten Originale sicherlich eine Sisyphusarbeit (abgleichen der Dateien innerhalb der Ordner „Modified“ und „Originals“ und sollte lieber mit Tools wie iPhoto Diet erledigt werden, was es inzwischen auch für die neue Version 6 gibt.
Contra
»» Bearbeitungen werden derzeit nicht mehr „life“ übernommen, erst nach Neustart. Beim bearbeiten mit Photoshop oder dem eigenen Editor kommt es zu Problemen mit der Drehung (Wurde gefixt)
»» Photos können im Hauptfenster komischer weise nur noch einmal um 90 Grad gedreht werden, Jedoch nicht darüber hinaus also z.B. auf den Kopf gestellt werden. Damit gibt es ein Konflikt wie s.o bei Photoshop. Nutzt man den Editor von iPhoto, kann man das Bild jedoch mehrmals um 90 Grad drehen. Speichert man dies, verwirft iPhoto diese Einstellung jedoch und zeigt das Bild ggf. falsch an (Wurde stellenweise gefixt, manchmal kommt es aber noch zu Problemen)
»» Keine Unterordner innerhalb der Bibliotheken wie man es nun aus iTunes kennt
»» Preisinformationen für Kalender und Karten nicht auffindbar nach Mausklick auf Button (Wurde gefixt)
»» Keine neuen Übergangseffekte wie sie nun in Keynote 3 existieren
»» Entwicklungspreise für die digitalen Photos bis auf weiteres zu teuer
»» Legt ohne näheren Hinweis/Warnung eine komplett neue und interne Struktur an, was tendenziell nicht wirklich schlecht ist, allerdings kann es Fotoprojekte in iDVD zerstören die auf iPhoto zurück greifen
»» Keine „Aufräumalgorythmen“ für Bilder die seit längeren nicht mehr modifiziert wurden. Die Originalbilder bleiben dauerhaft erhalten und nutzen so unnötigen Speicherplatz. Eine Funktion ähnlich die in iTunes (nach Duplikaten suchen) währe für iPhoto sicherlich auch hilfreich um alte Originalbilder zu finden und ggf. zu löschen.
»» Merkt sich nicht oder ignoriert weiterhin die Einstellungen einer einfachen Diashow die man über den Button „Start“ aufruft. Selbst wenn man aktuell änderungen vorgenommen hat, ignoriert diese iPhoto gerne mal. Die Funktion „Einstellungen speichern“ erfüllt auch nicht wirklich ihren Zweck (Wurde gefixt)
»» Die neue Version tut sich beim löschen schwer. So darf man innerhalb des Papierkorbs die Bilder nicht mit der Taste „Entfernen“ löschen, sondern muss auf den Papierkorb einen Rechtsklick ausüben und aus dem Kontexmenü „Papierkorb leeren“ wählen. Nun kommt ein Warnhinweis das die Bilder unwiederuflich aus der Bibliothek entfernt werden. Macht man dies nicht so, werden die Bilder auf mysteriöse weise wieder in die Bibliothek verschoben (Wurde gefixt)
»» Die intelligenten Alben sind wohl etwas „beschränkter“ als in iTunes. So kann man keine intelligente Alben anlegen, die als Grundlage ebenfalls intelligente Alben verwenden. Lediglich die normalen Fotoalben tauchen in der Liste auf. Bei iTunes funktioniert dies jedoch bei allen arten von Wiedergabelisten. Abhilfe schafft man evt. mit Stichwörtern
»» Photos an iDVD oder iWeb zu übertragen, gibt es nur über den Menüpunkt „Bereitstellen“. Logisch wäre jedoch eine passende Ergänzung beim Export von Bildern. Doch dieser Punkt befindet sich im Menüpunkt „Ablage“
Fazit:
Mit iPhoto 6 ist es Apple gelungen, dieses um einiges atraktiver zu machen. Ausschlaggebend ist hierbei vor allem der Schnelligkeitszuwachs auch bei großen Bibliotheken (Laut Apple sollen nun bis zu 250.000 Bilder mit iPhoto verwaltbar sein), aber auch die vielen anderen neuen Funktionen so wie der bisher vermisste RAW Support rücken iPhoto 6 in ein durchaus besseres Licht im Vergleich zu seinen Vorgängern. Das eine oder andere Problemm kann man aber durchaus noch verbessern. Vor allem die Probleme beim bearbeiten mit einem externen Editor oder das drehen von Bildern (siehe Contra) ist unschön. Hier kann man nur hoffen, das es nicht all zu lange dauert bis Apple ein Update rausbringt.
Christof
19. Dezember 2006 @ 8:35
Leider wird die D80 mit RAW bzw. NEF nicht unterstützt…
Robin
19. Dezember 2006 @ 9:33
Doch, NEF wird unterstüzt. Sonst würde ich ja meine Bilder von der Nikon D50 nicht in iPhoto bekommen, wenn ich sie in NEF fotografiere.
Das Problem bei dir ist aber die D80. Apple hat hierfür vor wenigen Wochen ein Kamera RAW Update rausgebracht. Du kannst dies kostenlos bei Apple laden unter den folgenden Links:
Für Intelmacs: Download
Für Power PCs: Download
Christian
14. April 2007 @ 11:37
Schöner Bericht! Danke.
Meiner Meinung nach ein großer Nachteil von iPhoto, insbesondere im Vergleich zu iTunes, ist, dass man die Originale schlecht verwalten kann. Ein löschen des Originals ist nicht so comfortabel wie bei iTunes. Bei letzterem kann man, zumindest wenn man in den Einstellungen gewählt hat Musik verwalten und den Speicherort angibt immer auswählen, ob die Bilder gelöscht oder nur aus der Bibliothek entfernt werden sollen.
Das fehlt eindeutig bei iPhoto.
Grüße,
Christian
Robin
20. April 2007 @ 20:54
Hmmm, aber macht es sinn seine Fotos als Karteileich in der iPhotobibliothek zu belassen? Nimmt shcließlich platz weg und vergessen wird man es auch, wenn man es nicht sieht.
Was mir ein wenig fehlt ist eine art Autosync mit dem Ordner so wie man es evt. aus Picasa kennt. Picasa beobachtet frei wählbare Ordner und bei veränderungen werden die neuen Bilder automatisch hinzugefügt, inkl. der Ordnerstruktur.
Des weiteren finde ich die RAW Bearbeitung inzwischen mehr als mangelhaft. Damals hatte ich damit nicht all zu viel zu tun als ich den Artikel verfasste, doch inzwischen kenne ich die Vorteile der alternativen Anwendungen. Aperture läuft auf meinem G4 nicht, jedoch wechsel ich nun langsam zu Lightroom für meine RAW Files. Ich hoffe das Apple hier bei der nächsten Version deutlich nachlegt, denn das die Bilder dann als JPG gesichert werden, bringt nur Bearbeitungsnachteile und frisst unnötigen Speicherplatz.
Ansonsten natürlich danke für das positive Kommentar zum Beitrag. Schade das ich es bis heute veräumt habe, mich um die anderen iLife Programme zu kümmern. Eigentlich wollte ich das machen. Naja, so ist das Leben…