Eigentlich ist die Google Suche noch gar nicht so alt. Google ging als Testversion am 4. September 1998 online und bereits ein Jahr später war die Testphase offiziell beendet. Das Besondere im Vergleich zu den anderen damaligen Suchmaschinen wie Yahoo, Lycos oder Altavista war vor allem der schlichte Aufbau der Seite. Während die genannten Suchdienste meist viele andere Angebote auf der Seite mit integrierten, bestand die Google-Suche im Prinzip nur aus einem einfachen Suchfeld in der Mitte des Browserfensters, darüber schwebte der bekannte Google-Schriftzug und um die Suche zu starten, reichte jener bekannte Mausklick auf “Suche” oder auf den bis dato untypischen “Auf gut Glück” Button, mit dem man direkt zum besten Suchergebnis kommt, ohne weitere Suchergebnisse bewundern zu müssen.
Binnen kürzester Zeit veränderte Google die gesamte Internetwelt, wie man etwas im stetig wachsenden World Wide Web suchte. Auf einmal wurde nicht mehr gesucht, sondern gegoogelt und das so erfolgreich das Google hinsichtlich Internetsuchanfragen bis heute ganz weit oben steht, während andere Unternehmen letztlich das Nachsehen hatten und zum teil komplett vom Markt verschwanden.
Wie sieht’s denn heute so aus?
Wenn man es mit dem Ende der 90er Jahre vergleicht, gibt es heute eine recht große Auswahl an Alternativen wie z.B. Bing, DuckDuckGo, Ecosia oder Yandex. Allerdings basieren einige dieser Suchdienste auf Google nur mit dem Unterschied, das die Anfragen anonymisiert verarbeitet werden oder man mit seiner Suche mitunter Bäume pflanzen kann. Eines haben sie jedoch weiterhin gemeinsam; nach der Suchanfrage kommt eine große Auswahl an Ergebnissen. An oberster Stelle sind meistens erst mal die gesponserten Links, schließlich muss eine Suchmaschine ja auch ihr Geld verdienen für ihr kostenloses Angebot, dann folgen weitere Links, die immer einen kleinen Auszug über den zu erwartenden Inhalt mit sich liefern. Hier kann man sich nun über unendlich viele Seiten durchwühlen und sich seine Informationen zusammensammeln. Zum Teil aus den kurzen Auszügen, zum Teil durch Lesen der jeweiligen Website. Ein recht simples Prinzip das seit dem bestehen von Suchmaschinen in unser Fleisch und Blut übergegangen ist. Doch ist dieses Prinzip am Ende wirklich so einfach?
Ich selbst suche sehr oft im Internet nach konkreten Informationen wie z. B. nach Reparaturlösungen für ein spezielles Problem oder nach einer Antwort auf all die Fragen rund um das Universum, dem Leben und den ganzen Rest. Das ist oftmals eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn um die Informationen zusammen zu tragen, öffne ich meist nicht nur einen Link, sondern viele und am Ende habe ich dann gerne mal 5 bis 8 Browsertabs offen, welche ich Stück für Stück abarbeite. Hier wird man auch gerne mal durch andere Dinge abgelenkt wie z. B. ein Video von YouTube, das einem dann zu einem weiteren führt oder einen Beitrag in einem Forum, wo man vielleicht selbst aktiv ist und dann kommentiert man schnell noch etwas. Ich denke, viele neigen dazu, am Ende mehr Informationen gleichzeitig zu bewältigen als jene, die man eigentlich am Anfang herausfinden wollte. Das ist im Grunde so wie der Blick auf die Uhrzeit vom Smartphone, welcher darin endet, das man eben schnell noch die letzte Nachricht vom besten Freund liest, ein neuen Post von Instagram abfängt und sich über die rechtsradikalen Beiträge bei Twitter aufregt. Nachdem das Handy dann wieder in der Tasche liegt, hat man sein eigentliches Ziel aus den Augen verloren … die Uhrzeit.
Was wäre wenn?
Wir leben in einem Zeitalter der Informationsflut. Jeder will uns sein Wissen übermitteln, viele tun das auch richtig gut. Wir haben die freie Wahl, von wo wir unser Wissen herholen und vor allem auch von wem. Wäre es da nicht vielleicht praktisch, wenn all diese Informationen von all den unterschiedlichen Quellen nicht einfach zusammengefasst in einem Suchergebnis kommen und ein entsprechend aufbereitet werden mit Text-, Bild- und Videoergebnissen, so das man sich bequem informieren kann? Keine neuen Fenster mehr, keine diversen Tabs. Alles an einem Ort sortiert mit der Option, tiefer in die Materie einzusteigen. Könnte evt. Künstliche Intelligenz dabei helfen? Klingt eigentlich nach einem schönen Gedanken, oder?
Gegen Anfang 2024 redeten auf einmal fast alle im Netz über Chat GPT, ein auf künstlicher Intelligenz (kurz KI) basierendes System, das mittels Chatbot arbeitet. Hier werden über einfache Texteingaben oder Stichwörter komplexe Informationen zusammengefasst oder man kann oder auch Aufgaben erledigen lassen, wie eine Geschichte zu schreiben, ein Bild zu generieren oder eine Facharbeit zu erstellen, um nur einen winzigen Teil der Möglichkeiten zu nennen. Man interagiert also mit einem Computersystem, um an seine Antworten zu kommen und das ist schon einmal ganz anders als ein Suchergebnis mit vielen Quellenauflistungen von Google und Co.
Perplexity geht einen interessanten Ansatz
Zugegeben, ich wäre auf diesen Anbieter vermutlich nicht so früh gestolpert, wäre da nicht bei einem bekannten Mobilfunkunternehmen eine Aktion gewesen, bei der man diesen Dienst in der Pro Version für ein Jahr geschenkt bekam. Kostenlos klingt ja immer erst mal nett und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Also habe ich das ganze mal auf meinem Smartphone installiert und bekam etwas anders serviert, als ich erwartet habe. Wenn ich derzeit etwas mit KI lese, dann denke ich primär an Bild- und Videogeneration oder Erstellen von Texten anhand von Stichworten.
Doch Perplexity geht einen etwas anderen Weg und sieht sich offensichtlich als Sammler von Informationen auf Anfrage aus div. Quellen, welche dann übersichtlich zusammengefasst werden, um den Wissensdurst stillen zu können. Dabei kann man sehr genau seine Fragen stellen sowie man es auch bei Mitmenschen machen würde. So habe ich zum Beispiel gerade einen alten iPod nano wieder in Betrieb gesetzt und wollte mal von Perplexity wissen, ob eine Reparatur möglich ist (wenngleich meine Quelle für solche Reparaturen eigentlich immer ifixit.com ist). Als Ergebnis bekomme ich erst mal einleitend gesagt, das mit etwas Geschick und dem richtigen Werkzeug eine Reparatur möglich ist, dann folgen ein paar Vorschläge zur Problembeseitigung, was durchaus sinnvoll sein kann, denn manch Probleme bei Technik lassen sich auch ohne Aufschrauben lösen. Als letzter Punkt wird der Akkutausch besprochen und eine Vorgehensweise erklärt. Zusätzlich wurden passende Videos und Bilder gesucht.
Möchte man nun etwas tiefer in die Materie einsteigen, werden im Punkt „Ähnlich“ am Ende noch weitere mögliche Fragestellungen vorgeschlagen wie z. B. „Was kostet ein Akku des iPod nano der ersten Generation“. Mit so einer Zusammenfassung an Informationen aus ganz verschiedenen Quellen kann man also inzwischen durchaus Zeit einsparen und im Vergleich zu Google bringt es Perplexity ganz gut auf den Punkt bei seinem Ergebnis.
Interessant wird es auch, wenn man mal mit dem Fokus spielt, welchen man z. B. auf Video, sozial, mathematisch usw. setzen kann. Frage ich z. B. im Fokus „Video“, wie ich die Shimano Bremsen am Fahrrad reparieren kann, liefert mir Perplexity nicht nur eine einfache Schritt für Schritt Anleitung, sondern ich kann bei den Schritten auch direkt zu den passenden Positionen von verschiedenen Videotutorials springen. Das ist schon eine ziemlich beeindruckende Sache, denn dies erspart nicht nur die erste Suche nach einer Anleitung, die einem gefällt, sondern eben auch das Auffinden eines Videos plus die Zeit, die man damit verbringt, die richtige Stelle zu im Video zu finden, die man gerade benötigt.
Ist nun alles Gold, was glänzt?
Mit der Hilfe von KI werden Suchabfragen im Netz sicherlich etwas einfacher, als wie es derzeit noch gewohnt sind. Perplexity zeigt es ganz anschaulich, wie das gehen kann, doch die anderen Anbieter schlafen natürlich nicht und sind auch fleißig am Weiterentwickeln und Implementieren. ChatGPT von Open AI hat inzwischen auch die Websuche mit integriert, was aber für nicht zahlende Kunden nur in der App für den Desktop oder das Smartphone funktioniert. Das macht es für mich zum Teil etwas undurchschaubar, wo ich denn nun ChatGPT nutzen soll, um die richtige Antwort zu bekommen.
Wichtig ist es im Hinterkopf zu behalten, dass man nicht jeder Information zu 100 % trauen kann, die einem da zusammengefasst wird. KI ist bis auf weiteres nicht völlig unfehlbar, wenngleich es manchmal „Kleinigkeiten“ sind. Auf dem Youtube-Kanal der c’t (IT & Tech-Magazin) hat man z. B. zum Testen nach der UVP einer älteren Apple TV gefragt und Perplexity suchte hier einen Wert von 219 € raus, wobei die korrekte Antwort aus verschiedenen Quellen 189 € gewesen wäre (Quelle: c’t 3003 bei YouTube)
Diese verschiedenen Summen, auf die sich die falsche Aussage stützte, standen sogar auf der selbigen Seite. Für so einen Fall von doppelten Werten auf einer Seite sollte man eigentlich erwarten, das eine KI entsprechend reagiert und dann weitere Quellen prüft, um die Korrektheit sicher zu stellen, oder aber es sollte ein entsprechender Hinweis erscheinen, dass die Suche zwei verschiedene Summen ermittelt hat und es nicht möglich ist zu prüfen, welcher dieser Werte stimmt.
Eine weitere Problematik können auch die Quellen sein, denn hinter jeder der KI steht in der Regel auch ein Unternehmen, das wirtschaftlich arbeiten muss und das sind oft Summen, die nur Großunternehmen beisteuern können. Wenn diese dann Gelder fördern, kann das durchaus mit sich ziehen, dass jene auch die Quellenangaben beeinflussen können. So hat auch hier der Youtube-Kanal, der c’t 3003 bemerkt, das einige politische Anfragen bei ChatGPT auffällig oft Ergebnisse mit Quellen vom Axel Springer Verlag bevorzugt haben wie die „Bild Zeitung“ oder „Die Welt“. Nach etwas weiterer Recherche stellte sich heraus, dass Axel Springer vor einem Jahr eine Partnerschaft mit OpenAI eingegangen ist, die hinter ChatGPT stehen (Quelle c’t 3003 bei YouTube). Hier fühlt man sich etwas zurückversetzt an jene Zeit, wo man begann daran zu erinnern, nicht jeden Artikel bei Wikipedia voll zu vertrauen, denn es ist eine offene Wissensdatenbank und auch hier haben Unternehmen oder teils auch die Politik gerne mal die eine oder andere Information gestreut, um der Konkurrenz zu schaden. Perplexity zeigte sich hier erfreulicher Weise etwas quelloffener, was aber nicht heißt, dass es für immer so bleiben muss.
Übrigens: Wer versucht, tagesaktuelle Informationen von Chat GPT über die hauseigene Website zu erhalten, ohne registriert zu sein, geht nach aktuellem Stand eher leer aus. So erhielt ich zum Beispiel auf meine Anfrage, was heute alles passiert ist die Antwort: „Es tut mir leid, aber ich habe keinen Zugriff auf aktuelle Nachrichten oder Ereignisse, da meine Informationen nur bis Oktober 2023 reichen…“. Erst nach Log-in auf der Website oder dem Verwenden der App (Desktop / Handy) war es mir möglich, entsprechend neuerer Informationen zu bekommen.
Fazit
Suchanfragen über eine KI bearbeiten zu lassen, ist definitiv ein Gamechanger. Mithilfe solcher Dienste kommt man einfacher und schneller an seine gewünschten Informationen, da mehrere individuelle Quellen parallel abgefragt und zusammengetragen werden. Die Ergebnisse sind dabei jedoch nicht immer unfehlbar. Also immer auch mal einen Blick auf die Quellen werfen und die eine oder andere Antwort auch mal hinterfragen, was wir unter uns Lebewesen im Grunde ja auch tun, wenn wir mal was nicht verstanden haben oder so nicht ganz glauben wollen ;-)
Was man vermutlich kaum auf dem Schirm hat, das einige KI Abfragen nicht zwingend tagesaktuell sind und eher auf einer Datenbank basieren, die nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Informationen mit sich führt. Diese Information muss man aber erst mal dem System selbst entlocken wie z. B. auf der Website von ChatGPT, wenn man diese als Gast besucht.
Wer für seine Suchen bisher noch nicht seinen Blick auf Dienste wie ChatGPT oder Perplexity geworfen hat, kann das ruhig mal ausprobieren und sich vielleicht ein wenig überraschen lassen. Alt eingefleischte Suchhasen werden sich aber vermutlich etwas schwer damit tun, sich hier einfach mal umzustellen und ich schließe mich da selbst nicht einmal aus.
Kein Ki-Chatbot
27. November 2024 @ 11:39
;) interessant gemacht und gut recherchiert. Incl. Verweis auf Perplexity als Alternative zu ChatGPT!