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Fotografen bitte draußen bleiben… (Kommentar)

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Dies könnte zum neuen Aushängeschild einiger öffentlicher Einrichtungen werden, oder ist es bereits.
Gestern hatte ich jedenfalls ein Erlebnis der ungewöhnlichen Art. Ich war zusammen mit meinem kleinen Bruder in einem Berliner Schwimmbad gewesen um mal bei dieser Hitze einen kühlen Kopf zu bewahren. Auch meine Spiegelreflex habe ich mutiger weise mitgenommen, sie jedoch vorerst im Schließfach zurück gelassen. Ich wollte zu einem späteren Zeitpunkt Fotos von meinem Bruder machen.
Irgendwann habe ich das dann auch in die Tat umgesetzt und habe mich mit der Kamera am Beckenrand plaziert mit dem Objektiv auf meinen Bruder gerichtet. Zuerst sprachen mich etwas jüngere Mädels an, ob ich denn überhaupt einfach so mit der Kamera hier fotografieren dürfte worauf ich nur antworten konnte, das man seinen jungen Bruder ja noch ablichten dürfe oder?
Klang nicht nur logisch für den kleinen Trupp sondern auch für mich. Unbeheligt machte ich also weiter um eine weitere Session auf zu nehmen während er sich vom Sprunkturm ins kühle Nass hinabließ. Die freude am fotografieren stieß jedoch nicht auf viel Gegenliebe bei einem der Bademeister. In wirklich unglaubich freundlichen Ton fauchte man mich an, was mir denn das Recht gebe hier zu fotografieren. Auch diesen Menschen verwies ich darauf, das ich meinen Bruder fotografieren möchte. Das interessierte den älteren Herren nicht, er verwies auf seinen Kollegen der dort neben dem Sprungbrett stand und der hätte auf meinen Fotos nichts verloren (ich möchte mal anmerken, das ich gewiss seinen unatraktiven alten Kollegen nicht im Visir hatte, zumal ich von berliner Bademeistern nicht viel halte) und rein praktisch hätte ich nicht mal das recht mich selber zu fotografieren… Auch das ich ihm anbot die Bilder zu betrachten um zu beweisen, das ich nur meinen Bruder abgelichtet habe, beruhigte den Mann nicht. Bevor ich also des Geländes verwiesen werde, zog ich letztlich den kürzeren und brachte die Kamera zurück ins Schließfach und dachte über das passierte nach.

Ich kann ja die Problematik zu diesem Thema verstehen. Es gibt genug Menschen auf dieser Welt die mit Sicherheit mit der Kamera ins Schwimmbad wandern um weiblich atracktive im Bikini fest zu halten. Das aber alle anderen das nun sprichwörtlich ausbaden müssen, stößt bei mir nicht wirklich auf Akzeptanz. Es gehört zum Alltag eines Stadtmenschen im Sommer mal ins Schwimmbad zu gehen, erst recht bei Familien. Nun will man mir ernsthaft sagen, das ich das Leben meiner Kinder (oder in diesem Fall meines Bruders) in der Öffentlichkeit nicht zu dokumentieren habe? Werde ich in Zukunft vom KuDamm oder dem Potsdamer Platz verwiesen, weil ich ein Foto vom empfindlichen Sony Center oder der gedächtniskirche gemacht habe? Oder einer Straßenbahn… bekomme ich dann Fahrverbot weil ich das Persönlichkeitsrecht der Metallplatten im hinteren Abteil verletzt habe?

An dieser Stelle darf man wohl einen großen Dank an alle Handyhersteller aussprechen, dessen Geräte ja inzwischen fast alle eine Kamerafunktion beinhalten. Sie waren der Auslöser einer traurigen Debatte geworden und man verabschidete ein schärferes Gesetz zum Thema „fotografieren von Personen“. Rein rechtlich darf man ein Bild aus der eigenen Party mit Freundesbildern also nur mit expilziter Zustimmung veröffentlichen. Doch bei einer Party wo mehr als 50 Leute kamen, wird man wohl den Teufel tun die alle nach einer schriftlichen Bestätigung zu fragen. Gut, man könnte am Eingang einen Zettel auslegen mit der bitte erst zu unterschreiben, bevor man die Räume betritt, doch wer macht das und wird man dann noch für „normal“ deklariert seitens der Freunde?

Man kann es drehen und wenden wie man möchte. Zum einen mag dieser Beschluss zu befürworten sein, zum anderen aber auch in jenen Situationen wie nun im Schwimmbad auf wenig Gegenliebe stoßen.

Des weiteren deckt sich dieses Erlebnis nicht gerade mit meinen anderen Erfahrungen der „Schwimmbadfotografie“. Nein, ich renne nicht in alle berliner Schwimmhallen um wild ab zu lichten, sondern ich war mit dem Kindergarten und dem Hort auch dort gewesen, ebenfalls mit Kamera bewaffnet um die Ausflüge der Gruppen fest zu halten. Hier hat man zum Thema „Kamera“ nichts gesagt, teils sogar unterstüzt in dem man mir sagte, was man als nächstes mit den Kindern plane. Da alle Schwimmbäder in Berlin den Berliner Bäder Betrieben gehören, scheint es wohl doch unterschiedliche Hausordnungen zu geben. Oder darf ich als Besitzer einer Kamera einfach keine Badehose anhaben und erst dann sorglos fotografieren? Oder muss ich mir einfach ein BILD Logo auf die Badehose nähen, um rechte zum fotografieren zu bekommen?

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Irgendwas mit DSVGO hier noch reinhauen für das Kommentarfeld…