Ein neuer „Hit“ bahnt sich beim Vertrieb von digitalen Kopien an, wenn es um den Kauf von DVD’s oder Blu-Rays geht. Groß prangt nun auf den Verpackungen der Filmhüllen, dass man mit dem Erwerb auch eine digitale Kopie erhält. Eine Zeitlang dominierte gefühlt hier das Angebot aus dem iTunes Store und ein bisschen ein eigenes Süppchen von Warnerbros. Letzteres war für mich aber weniger zufriedenstellend, denn die Wiedergabe funktionierte nur unter Windows. Da die liebe Filmindustrie aber noch engstirniger ist als die Musikindustrie, möchte man hier aber offensichtlich auch noch das Rad völlig neu erfinden und stellt ständig neue Plattformen vor die alles noch besser und einfacher machen sollen. Doch der offensichtliche Vorteil für den Kunden entpuppt sich unterm Strich als reine Katastrophe und lässt mir am Ende nur ein Fazit übrig… Die Eingabe eines Codes für eine digitale Kopie via iTunes ist einfach einfacher.
Warum nun dieser Artikel? Nun, ich habe vor wenigen Tagen den Spielfilm R.I.P.D erhalten, auf dem eben jener Hinweis über eine digitale Kopie für Ultraviolet prangte. Ultraviolet ist in Deutschland recht neu und im Prinzip eine Cloud für gekaufte Filme die man dann auf allen möglichen Geräten abspielen kann, die eine entsprechende Software installiert haben. Leider wird es mir an dieser Stelle nicht erspart, die Sache noch etwas komplexer zu machen, denn Ultraviolet feiert seinen Ursprung bei Flixter, welches von Time Warner (Auch bekannt für Warner Bros) ins Leben gerufen wurde, da man seinen alten System für digitale Kopien den Rücken kehren wollte um eben auch mehr Kunden zu erreichen. Am Ende kam dabei sogar eine Anwendung für iOS heraus die auf iPhone, iPod touch und iPad läuft, aber auch Androidsysteme werden unterstützt. Des weiteren konnte man auch auch für Mac OS eine Anwendung laden, die auf Adobe Air basiert, um auf seine Onlinesammlung zurückzugreifen und sie abzurufen.
Offensichtlich erreichte man aber nicht den Kundenstamm den man gerne hätte, denn nach nur wenigen Monaten migrierte man Flixter nun zum Vorteil der Nutzer in den Dienst „Ultraviolet“, an dem sich ein Konsortium von derzeit 85 Firmen beteiligen wie z.B. Adobe, Cisco, Dolby Laboratories, LOVEFiLM, Microsoft, Warner Bros und viele mehr (Auflistung hier im englischen wikipedia).
Klingt das schon kompliziert? Es geht noch weiter :-)
Um Ultraviolet nutzen zu können, benötigt man zu allererst ein Profil bei Flixter, denn bei Ultraviolet selbst heißt es auf der deutschen Website derzeit noch:
Während der Beta-Einführungsphase von UltraViolet, besuchen Sie bitte unseren Beta-Partner Flixster, um eine UltraViolet Bibliothek zu erstellen oder um Ihre UltraViolet-Filme zu sehen. Das Verwalten und Anschauen Ihrer UltraViolet-Bibliothek wird in Kürze auf UVVU.com zur Verfügung stehen
Einen Link zum deutschen Angebot von Flixter sucht man hingegen auf der Seite vergeblich. Nun hat man aber immer wieder was von Flixter gelesen und da wir in Deutschland leben, liegt es nahe das man nun versucht die Adresse „www.flixter.de“ auf zu rufen. Diese Adresse führt aber leider nicht zum Ziel, denn die richtige URL lautet http://de.flixter.com. Hier kann man sich nun endlich registrieren und auch seinen Code eingeben, den man mit der Blu-Ray oder DVD erhalten hat. Geschafft? Nein! Nach der Registrierung muss man nämlich am Ende doch noch einen Account für Ultraviolet anlegen, damit man die Filme die man bei Flixter angemeldet hat, auch bei Ultraviolet nutzen kann. Um diesen Prozess durch zu führen, muss man dann natürlich auf flixter noch beide Profile miteinander verbinden, was aber nur auf der englischen Seite funktioniert und somit für Leute die kein Englisch beherrschen, nicht gerade vom Vorteil ist. Super oder?
Ich setze aber noch einen drauf. Einige Filme die man bei Flixter freigeschaltet hat, tauchen noch nicht bei Ultraviolet auf. Manche Filme wiederum tauchen aber bei mir dann nur auf dem iPhone auf, nicht aber auf der Webseite und auch nicht bei Ultraviolet und andersrum. Kurzum, das Chaos ist perfekt. Noch lustiger wird es, wenn man die neue Desktopanwendung von Flixter aus dem Internet lädt. Es ist nun eine native OS X Anwendung die ohne Adobe Air läuft und zum Glück gestaltet sich die Anmeldung mit vorhanden Daten als einfach. Aber lädt man dann einen der verfügbaren Filme runter die dort gelistet sind, wird man erneut damit überrascht das der Film dann nur auf englisch läuft. Für Freunde der Originalsprache sicherlich toll, denn auf Flixter sind die Filme nur auf Deutsch verfügbar.
Abschließend greife ich noch mal an den Anfang zurück…
Es war einfach angenehmer den Code für iTunes zu nutzen der manchen Filmen beilag. Ich musste nichts weiter installieren, mich nicht bei 5 anderen Diensten anmelden, keine Bibliotheken zusammenführen usw. Einfach Code eintippen, Film laden, fertig.
Bis man bei Ultraviolet so weit sein wird, werden viele Kunden im Wahnsinn dieses Dienstes verloren gehen. Da wundert es mich kaum das die beigefügten Codes bis 2016 gültig sind. Solange dürfte jemand durchaus brauchen der wenig konform ist mit der Welt der Technik. Ich wünsche viel Spass mit Filmen für Ultraviolet ;-)
RoyBear
13. April 2014 @ 1:08
Dieser epic Fail auf multiplen Ebenen ist so unglaublich, das mir die Worte fehlen…
Ich kann mir nur vorstellen, das Time Warner dieses Thema mit maximalem Wiederstand angeht, da mit diesem neumodischem Internetz eh kein Geld zu machen ist.
Ein so undurchdachtes Konstrukt können nicht von Profis designt, und umgesetzt worden sein – selbst raubmordkopier-Sites sind einleuchtender als dieser Blödsinn.
Kann nicht mal sagen ob eine Beratung etwas bei diesen erkenntnisresistenten Amateuren was bewirken würde, aber hey, nicht mein Problem – macht weiter so. Schneidet euch ruhig ins eigene Fleisch. Gebe dann mal eil der weil mein Geld an Dienste wie Watchever, Amazon und Apple weiter, die können sowas richtig.
Danke das ich mich hier auskotzen konnte, tat gut, und mir gehts jetzt besser :)