Seit Donnerstag wird der Spielfilm „Barbara“ auf den Leinwänden hiesiger Kinos präsentiert, ein Werk das zur 62. Berlinale im Wettbewerb seine Uraufführung genoss und auch einen silbernen Bären gewonnen hat.
Inhalt:
Die Geschichte spielt in der ehemaligen DDR und dreht sich um eine Frau mit dem Namen „Barbara“, gespielt von Nina Hoss. Die DDR ist für Menschen wie mich, die in Westdeutschland groß geworden sind, ein Ort der erzwungenen Isolation gewesen. Hinter der Mauer spielten sich viele Dinge ab, die unser Vorstellungsspektrum weit überschritten haben und ich denke, dass es selbst den Einwohnern der DDR nicht anders erging.
Nur wenige waren sich im klaren, was hinter den Kulissen dieses Staates abgelaufen ist und genau diese Menschen waren oftmals ein Dorn im Auge der Republik. In diesem Film ist Barbara so ein Dorn. Eine allein lebende Frau im Sommer der 80er erlebt eine Strafversetzung von Berlin in die Provinz um dort in einem Krankenhaus ihrer Arbeit weiter nach zu kommen. Auslöser für die Strafversetzung war ein Ausreiseantrag in den Westen, den sie gestellt hatte. Dort wollte sie zusammen mit ihren Freund ihre Lebenszeit verbringen, doch genau dies wollte die Machenschaft der DDR nicht ermöglichen.
Durch die Versetzung hat man Barbara klar gemacht, wie sehr sie unter Beobachtung steht nun als flüchtige ersehen wird. Jeden Tag fährt ein blauer Trabant vor ihre zugewiesene Wohnung, in dem ein Mann sitzt und kontrolliert, ob sie auch dort ist nach der Arbeit. Ist dies nicht der Fall, folgt eine unangekündigte Durchsuchung der Wohnung so wie auch eine leibliche Intensivuntersuchung, welche jegliche Privatsphäre verblassen lässt.
Barbara selbst aber bleibt der Situation erstaunlich gut gewachsen. Man hat nicht den Eindruck das sie etwas großes plant, auch wenn sie sich von den anderen separiert, wie man es einst in der DDR gerne gesagt hat, wenn jemand gegen das System vor ging.
Doch Barbara weiß ziemlich genau über die Vorgehensweisen bescheid und spielt bei Bedarf auch die Regeln augenscheinlich mit.
Bereits am ersten Tag in der Klinik versucht der Chefarzt einen Kontakt mit ihr auf zu bauen, jedoch nicht freiwillig sondern unter Befehl der Stasi. Als er ihr anbietet sie nach hause zu fahren und sie einwillig, fährt er seine neue Kollegin ohne Umwege zu Ziel und Barbara ist sich dadurch sofort im klaren, mit wem sie es da zu tun hat. Doch das offensichtliche Vorgehen signalisiert ihr auch, dass sie nicht mit dem selben „Feind“ zu tun hat wie sonst auch in ihrem Leben.
Auch wenn Barbara sich sehr schwer tut anderen noch zu vertrauen, versucht sie sich dem Chefarzt langsam etwas zu öffnen und auch er erzählt mit gewählten Dialogen, wie er zu dem System steht und warum er das macht, was man von ihm erwartet.
Als aber eines Tages ein älteres Mädchen in Begleitung zweier Polizisten im Krankenhaus landet, wird dies jedoch einiges an unerwarteten Veränderungen mit sich ziehen.
Ich meine:
Barbara ist ein ruhiger Film der sich in die Filme der „Ostalgie“ einreiht. Man hat sich viel Mühe gemacht mit der Filmsetausstattung, wobei das Spektrum an gezeigten Motiven immer recht Eng war. Dennoch saß man oft da und fragte sich, woher man jetzt noch all diese Gegenstände, die markant für die Zeit der DDR waren, gefunden.
Die Kälte und die maroden Dorfhäuser sorgen für eine gewisse Beklemmung im Film und bringen uns als Zuschauer ziemlich nahe an das Filmgeschehen.
Gut platzierte Entwicklungen im Film sorgen für eine ausgeglichene Spannung und verdeutlichen nach so vielen Jahren Wiedervereinigung, dass die DDR kein Staat mit viel Nächstenliebe war, sondern ein Staat der dafür gesorgt hat, dass sich viele Menschen nicht mehr vertrauten. Für viele Menschen sicherlich eine sehr schmerzliche Erfahrung und allein die Szenen in denen wieder die Polizei an der Haustür klingelt um eine Durchsuchung zu tätigen, gehen tief unter die Haut. Dieses Unwohlsein und die Angst so wie die Beklemmung schafft Nina Hoss sehr gut an den Zuschauer zu überliefern.
Meine Wertung:
Weiterführende Links:
Offizielle Webseite: http://www.barbara-der-film.de/
Eintrag bei IMDB: http://www.imdb.com/title/tt2178941/
Weitere Filme zum Thema DDR, die ich persönlich empfehlen kann:
Goodbye Lenin
Wenn auch sehr Humorvoll aufbereitet, überliefert dieser Film ein Fenster in das Leben der DDR kurz nach und vor der Wende. Schaut man den Film in gemütlicher Runde mit anderen, werden wahre Ostalgiker schnell entlarvt, denn sie beginnen zu schmunzeln wenn verzweifelt nach Felinchen und Spreewaldgurken gesucht wird.
Sabine Kleist, 7 Jahre
Sabine ist ein Waisenkind, da ihre Eltern bei einem Autounfall verstorben sind. Wegen eines Vorfalls im Heim flüchtet sie und entdeckt dabei auf sehr kindliche Art und Weise das alte Ostberlin. Auf der 60. Berlinale erfuhr man vom Regisseur, dass es etwas besonderes war diesen Film in der DDR drehen zu dürfen, denn die Kontrollen waren auch beim Filmemachern nicht sehr zimperlich. Ein Film den man durchaus auch mit Kindern ansehen kann um zu erklären, wie das damals so war in der DDR.
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