Das Kino am Zoo Palast besitzt seine ganz eigene Geschichte und war mitunter der erste Austragungsort für die Berlinale gewesen. Doch mit dem großen Kinosterben, welches vor allem am Ku-Damm stattgefunden hat, litt auch der Zoo Palast, wenngleich er seine Pforten nicht schließen musste. Das Publikum blieb aber zunehmend fern und bei Publikum stand das Kino auch nicht mehr so hoch im Kurs wie zu den ehemaligen Westberliner Zeiten. Multiplexkinos wie das Cinemaxx oder das Cinestar sorgten für neue Säle und ein vielfältiges Programm in modernen Sälen. Im Jahr 2000 wechselte dann auch noch die 50. Berlinale seinen Stammsitz zum Potsdamer Platz. Bis Dez. 2010 führte die UCI Kinokette das Kino, dann war aber auch eine Ära für den Zoo Palast beendet und kaum einer sprach darüber. Das einstige Berliner Vorzeigekino geriet in Vergessenheit.
Dem Gebäude selbst konnte man jedoch nicht an den Kragen gehen, denn es steht unter Denkmalschutz und nach knapp einem Jahr Ungewissheit wie es nun weiter gehen wird, meldete sich Hans Joachim Flebbe (Ex-Vorstand der CinemaxX AG) zu Wort und gab bekannt, dem Zoo Palast wieder leben einzuhauchen. Flebbe hat bereits in Berlin die Finger bei der Astor Filmlounge im Spiel gehabt und hier ein Premiumkino ins Leben gerufen mit Ledersesseln, viel Beinfreiheit, Service am Platz, Garderobe uvm. Dies lies hoffen, dass auch der Zoo Palast eine ähnliche Richtung einschlagen wird.
Nach nun zwei Jahren Umbauzeit wurde der 57 Jahre alte Zoo Palast am 27. November wieder geöffnet und bietet in 7 Sälen Platz für insgesamt 1650 Gäste. 5 Säle wurden im Zuge des Umbaus abgerissen.
Unter dem Motto „Das Kino kommt zurück“ präsentiert sich nun das neue alte Kino zwischen Bahnhof Zoo und Gedächtniskirche und lädt ein, Kino aus einem völlig neuen Blickwinkel zu erleben.
Um es gleich vorweg zu nehmen, meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich war vergangenen Samstag im neuen Saal 1 um mir dort nun die Tribute von Panem anzusehen und war beim betreten des Saals überwältigt gewesen, wie einst beim meinem ersten Besuch in der Astor Filmlounge. Es riecht nach frischem Leder, der Boden im Saal ist mit einem weichen Teppich ausgelegt auf dem man sich hinlegen könnte, das Stimmungslicht wirkt sehr angenehm beruhigend und die Ledersessel mit großzügig verstellbarer Rückenlehne lässt einen den Film mehr als bequem genießen.
Aber der wahre Kinogenuss beginnt nicht erst im Saal selbst, sondern schon im Eingangsbereich bis hin zum Treppenaufgang zu den Sälen. Auch hier angenehmes Licht, ein älterer Kinolook wie man es aus den vergangenen Zeiten aus anderen Kinos am Ku-Damm kannte und hilfsbereite Angestellte sorgen für ein absolute Wohlfühlgefühl.
Filmbeitrag der Berliner Morgenpost zur Eröffnung
Besonders positiv empfinde ich es auch, dass man bei diesem Premiumkino in jeglicher Form auf massive Werbung verzichtet. Brandings bekannter Namen stehen hier nicht im Vordergrund sondern nur das Kino selbst und das ist mehr als eine positive Entwicklung. Zum Vergleich steht hier einfach mal das CinemaxX am Potsdamer Platz, welches ich in den Anfangsjahren sehr geschätzt habe aufgrund der Vielfalt an Filmen durch die vielen Säle. Doch spätestens seit der letzten Renovierung wirkt dieses Kino nicht nur optisch sehr kalt sondern an jeder Ecke winken einem Werbebotschaften für Getränke, Süßigkeiten und Videospiele entgegen. Das ganze wirkt nach einem Besuch im Zoo Palast dann wie ein Besuch bei Mc Donalds oder auch ein Abfertigungskino. Ja selbst der Besuch der Internetseite des CinemaxX erschlägt einen mit Informationen die mit Kino nichts mehr am Hut haben.
Preislich liegt der Zoo Palast natürlich ein bisschen höher als so manch anderes Kino in Berlin, muss sich aber auch nicht verstecken. Die Kartenpreise liegen je nach Vorstellung zwischen 6,50 Euro (Kinder) und 15,50 Euro (3D Vorstellungen). Die genauen Preise erfährt man hier: http://www.zoopalast-berlin.de/kino-info/preise/
Als mir einziges bekanntes Kino in Berlin bietet der Zoo Palast auch Preisnachlass für Schüler und Studenten bei 3D Vorstellungen an. Des weiteren gelten als Kind alle Gäste bis 14 Jahre und das, so der Zoo Palast, sei einmalig in Berlin. Über diese Preispolitik sollten andere große Kinos mal nachdenken, die Preisnachlässe bei 3D Vorstellungen konsequent ablehnen.
Technisch liegt der Zoo Palast nun natürlich auch auf dem aktuellsten Stand. Der Saal 1 ist nun sogar Deutschlands größter Saal mit dem neuen Dolby Atmos Tonsystem, eine art 3D für die Ohren. Bei Dolby Atmos können alle Lautsprecher im Saal einzeln angesteuert werden und es befinden sich auch Lautsprecher an der Decke. Zusätzlich bietet der erste Saal neben drei separaten Vorhängen auch noch einen besonderen vierten Vorhang im Form von Wasser, welcher bei einer kleinen Effektshow vor dem Film präsentiert wird.
Die Projektoren liefern eine 4K Auflösung und sind bereit für HFR Bilder (Statt 24 Bildern in der Sekunde wie bei einem Standardfilm werden hier 48 Bilder angezeigt), vorausgesetzt der Film wurde so produziert. Dies war bisher nur bei den ersten Spielfilm „Der Hobbit“ der Fall, wo nun der zweite Teil in die Kinos kommt.
Neben den neuen modernen Projektoren ist der Zoo Palast aber auch weiterhin mit alten Geräten ausgestattet, da man auch weiterhin ältere Filme zeigen möchte die nicht digital vorliegen.
Weiterführende Informationen zum Zoo Palast:
Offizielle Webseite des neuen Zoo Palast
Zahlen und Fakten zum Zoo Palast (Berliner Morgenpost)
Zoo Palast – Endlich wieder großes Kino im Berliner Westen (Berliner Morgenpost)
Die neue Freiheit (Artikel aus der Berliner Zeitung inkl. einiger Bilder mit Blick hinter die Kulissen)
Eintrag zum neuen Zoo Palast beim Kinokompendium
sowie Einblicke in die Zeit davor…