Wenn in sozialen Netzwerken auf einmal ein katzenähnliches Tier auftaucht das von einem dreibeinigen Stuhl verfolgt wird, dann befindest du dich gerade inmitten der Geschichte von Suzume.
Doch begeben wir uns erstmal an den Anfang des animierten Meisterwerkes von Regisseur Makoto Shinkai, dessen Geschichte jedoch so komplex ist, das ich in meiner Review nicht auf jedes Detail eingehen kann, um nicht den gesamten Film zu verraten.
Suzume ist der Name eines 17 jährigen Mädchens, die bei ihrer Tante ein einer Kleinstadt Japans lebt. In ihren Träumen schwelgt sie immer wieder in Erinnerungen an ihre Mutter. Sie ieht sich als kleines Kind über eine weite Wiese laufen, doch von ihrer Mutter fehlt jede Spur.
Das einzige was von damals übrig geblieben ist, ist ein dreibeiniger Kinderstuhl, den sie noch auf ihrem Zimmer hat. Auf dem Weg zur Schule begegnet sie in malersicher Umgebung einen jungen Mann und während sie auf ihrem Rad langsam an ihm vorbeizieht und darüber nachdenkt, ob sie ihn nicht irgendwo schonmal gesehen hat, spricht er sie an und fragt nach einer alten Ruine die in der Nähe sein soll. Er ist auf der Suche nach einer alten Tür. Recht aufgeregt beschreibt sie ihm den Weg, erfährt noch von ihm das er Souta heißt, dann setzt sie ihren Weg weiter fort. Gerade an der Schule angekommen, rätselt sie jedoch weiterhin um Souta und ärgert sich, das sie ihn nicht mehr gefragt hat. Kurzerhand dreht sie um und begibt sich zu den Ruinen und während sie nach ihm sucht, entdeckt sie eine auffällige alte Holztür, die sich unterhalb einer großen alten Glaskuppel befindet und umgeben von seichtem Wasser ist. Suzume begibt sich zur Tür, öffnet diese und ihr offenbart sich eine andere Welt mit einem fast magisch wirkenden Sternenhimmel und einer großen Wiesenfläche ganz so wie sie es aus ihren Träumen kennt. Natürlich möchte Suzume gerne mehr von dieser Welt sehen und mit einem beherzten Schritt tritt sie durch das Portal, doch es funktioniert nicht. Sie durchschreitet zwar die Tür, kommt aber nicht in die andere Welt hinein. Hinter der Tür entdeckt sie dann auf dem Boden einen auffälligen Stein, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Als sie diesen in ihren Händen hält, verwandelt sich dieser zu einem katzenähnlichen Fabelwesen welches im Anschluss einfach wegrennt. All diese Eindrücke scheinen Suzume dann doch verunsichert zu haben und so verlässt sie schnell jenen mystischen Ort und kehrt verspätet in der Schule ein.
Doch während sie mit ihren Freunden spricht und ihre Blicke aus dem Fenster schweifen, sieht sie genau an der Stelle wo sich die Ruinen befinden, eine große Rauchwolke emporsteigen.
Im selben Moment beginnt ein leichtes Erdbeben und alle Handys der Mitschüler geben einen lauten Warnton ab aufgrund des Beben. Als der Spuk wieder vorbei ist und sie wieder zum Rauch blickt, kann sie nicht glauben was sie nun zu sehen bekommt. Aus dem Rauch ist ein gigantischer roter Wurm geworden, den ihre Klassenkameraden jedoch nicht sehen können. Suzume verlässt erneut die Schule und begibt sich direkt zu den Ruinen. Hier muss sie feststellen das die Quelle des Wurms die von ihr geöffnete Tür ist und das Wesen mit voller Wucht aus dem Portal „herausströmt“. An der Tür entdeckt sie Souta, der mit aller Kraft versucht die Tür zu verschließen, erfolglos. Suzume greift mit ein, erneut beginnt die Erde zu beben. Durch eine positive Erinnerung seitens Suzume gewinnen die beiden dann genug kraft die Tür im letzten Moment zu verschließen. Der gigantische Wurm hatte sich inzwischen über die gesamte Stadt gebeugt und lies sich langsam auf diese fallen. Nachdem das Portal aber geschlossen war, löste sich die Wurm mit einem lauten Knall vollständig auf und verpuffte in einem Regenschauer.
Suzume nimmt Souta mit nach Hause und dort erläutert er ihr, das er ein ein Schlüsselwächter ist. Seine Aufgabe besteht darin Portale in Ruinen zu finden und diese zu verschließen, ehe der Wurm aus dem Jenseits in die gegenwärtige Welt ausbrechen kann um dort großen Schaden anzurichten. Es gibt da allerdings ein Problem, denn es fehlt einer von zwei so genannten Schlusssteinen, die normaler weise die Portale bewachen und da erinnert Suzume an den Stein, welchen sie nach dem erfolglosen Durchschreiten der Tür auf dem Boden gefunden hatte. Jener Stein, der sich in ihrer Hand in das katzenähnliche Wesen verwandelte. Und während die Souta von ihrem Erlebnis berichtet, taucht besagte Katze am Fenster auf und beginnt mit Suzume einen kargen Wortwechsel und ehe man sich versieht ist Souta im nächsten Moment verschwunden doch was dann passiert, ist wohl das verrückteste was man je in einem Anime zu sehen bekam. Souta wurde von der Katze verflucht und muss sich ab jetzt im „Körper“ eines dreibeinigen Stuhls zufrieden geben. Über diesen Fluch ist er natürlich garnicht begeistert und während die Katze sich vom Acker macht, verfolgt Souta alias Stuhl das Tier, was unweigerlich dafür sorgt das man so ein „Duo“ nicht übersehen kann und so landen die beiden ihren ganz eigenen sozialen Netzwerk-Fame. Die flinke Katze, welche von ihren Fans Daijin getauft wurde, schafft es zwar vor dem Stuhl und Suzume zu entkommen, kennt aber ganz offensichtlich die Tragweite von sozialen Netzwerken nicht. Anhand der ständigen Fotos die von dem süßen Tier gemacht werden, wissen die beiden fast immer wo sich das Tier derzeit aufhält. Allerdings ist die Nummer mit dem verfluchten Stuhl nicht das einzigste Problem, denn durch den Umstand das nun einer der Schlusssteine quicklebendig durch Japan reist, bricht der Wurm immer wieder an verschiedenen Orten des Landes auf und Suzume samt Stuhl (Souka) haben jede Menge zu tun, damit es nicht zu einem großen Desaster kommt.
Fazit:
Wie in den einen oder andere Medien schon zu lesen war, hat es nach über 20 Jahren mal wieder ein animierter Film in den Wettbewerb geschafft. 2002 gehörte die Bühne nämlich Chihiros Reise ins Zauberland (im Wettbewerb wurde er damals „Sen to chihiro no kamikakushi (Spirited Away)“ genannt.
Das ist eine löbliche Entscheidung, insbesondere da Anime Filme oftmals immer noch gerne mal als Kinderfilme deklariert werden und auch sonst eher ein Nieschendasein fristen, wenngleich das Angebot recht umfangreich ist und viele Animes sogar auf deutsch synchronisiert werden.
Suzume glänzt vor allem durch eindrucksvolle Bilder und viel Liebe zum Detail. Mir haben vor allem die Szenen in den Ruinen gefallen in dessen Kontext dann im Kampf gegen den Wurm von Suzume immer alte Erinnerungen an diesen Ort visuell dargestellt wurden, also für einen Moment wieder zum Leben erwachten und mit diesen schönen Erinnerungen gewann man Stärke gegen das eigentlich unaufhaltsame Böse. Positive Schwingungen um gegen etwas beinahe unaufhaltsames anzukommen, das ist einfach ein gutes Rezept und sicherlich sind diese positiven Erinnerungen auch mit einiges an Hoffnung verbunden, die einen dazu ermuntern weitermachen lassen und auch das ist in Suzume ein Aspekt, der eine wichtige Bedeutung mit sich zieht. Nicht nur das Suzume hofft den Fluch zu brechen der auf Souta liegt, die Hoffnung besitzt den Wurm in seine Grenzen zu weisen sondern sie möchte sich auch einen großen Wunsch erfüllen… Sich richtig von ihrer Mutter verabschieden zu können, die sie vor über 20 Jahren bei den schweren Beben und dem anschließenden Tsunami (wir erinnern uns an Fukushima) verloren hat. Suzume spielt schließlich auch mit diesen Bildern der tragischen Geschichte Japans und arbeitet hier mit sehr symbolträchtigen Bildern wie z.B. das markante Schiff auf dem Dach eines Hauses.
Ich vermute, das die Tiefgründigkeit des Films noch weit mehr zu bieten hat, wenn man den Film erneut schaut unter ganz anderen Aspekten. Ab April diesen Jahres wird der Film jedenfalls auch hier in die Kinos kommen und vielleicht hat der eine oder andere Lust, die Kommentarfunktion dieses Beitrages zu nutzen, um über den Film zu sprechen.
Darsteller:
Nanoka Hara (Suzume Iwato)
Hokuto Matsumura (Souta Munakata)
Eri Fukatsu (Tamaki Iwato)
Shota Sometani (Minoru Okabe)
Sairi Ito (Rumi Ninomiya)
Kotone Hanase (Chika Amabe)
Kana Hanazawa (Tsubame Iwato)
Ryunosuke Kamiki (Tomoya Serizawa)
Hakuo Matsumoto (Hitsujiro Munakata)
Regie:
Makoto Shinkai
Weitere Infos zum Film:
https://www.berlinale.de/de/2023/programm/202307156.html
Trailer / Filmausschnitt: