Auch wenn die 64. Berlinale nun zu Ende ist und es keine Möglichkeit mehr gibt die Filme während dieses Filmfestes zu sehen, so möchte ich über die nächsten Tage dennoch die Filmbeschreibungen nachliefern, die meinerseits noch ausstehend war. Vielleicht gibt es ja noch einmal die Chance den Film auf einem anderen Filmfest zu sehen oder er wird eines Tages im TV kommen oder eben auf die große Leinwand im regulären Spielbetrieb.
Mein letzter Film im regulären Programm der Berlinale, also vor der Preisverleihung, wurde der polnische Film Obietnica (The Word) von Anna Kazejak. Es war der letzte Film welcher als Premiere in der Sektion Generation 14plus gezeigt wurde.
Über den Film
Lila und Janek waren ein glückliches junges Pärchen, doch durch einen Fehler von Janek bricht Lila jeglichen Kontakt zu ihm ab und entzieht sich seinen Versuchen der Kontaktaufnahme über Skype, Facebook, Handy und Co.
Doch Janek gibt nicht auf, bettelt um Lilas Gunst und betont immer wieder die Liebe zu ihr, bis sie ihm endlich Hoffnung spendet unter einer einzigen Bedingung die moralisch fraglich ist.
Da Liebe aber bekanntlich blind machen kann, gibt Janek der Forderung nach und sprengt dabei Schrittweise seine eigenen menschlichen Grenzen, unterliegt dabei aber stets der Versuchung den Kontakt mit Lila aufrecht zu erhalten und wir werden mit jedem Gespräch Zeuge wachsender Verzweiflung seitens des jungen Mannes, der bereit ist alles auf zu geben.
Als dann eine nächtliche Abschlussfeier am Strand eines Sees zelebriert wird, begegnen sich beide persönlich und Janek wirkt dabei seelisch völlig fertig. Doch schnell trennen sich die Wege der beiden erneut und schließlich bekommt sie einen Anruf von ihm… Schnell Atmend erzählt er am Telefon, dass er es nun getan hat.
Die Tragweite dieser Aussage wird ihr erst am nächsten Tag klar, denn es steht die Polizei vor dem Elternhaus und in den Nachrichten wird über ein Mord an einer Schülerin berichtet, die Tod an einem See aufgefunden wurde. Doch sie war auf diese Schritte vorbereitet und hat ihr Spiel bereits gut durchdacht und sich in der Nacht ein Alibi zusammengeschustert und weitere Leute in die Schuld genommen.
Das ihre Anstiftung jene Ausmaße mit sich ziehen wird, das hätte sich Lila wohl eher nicht träumen lassen. Dennoch hat sie es darauf angelegt und dafür erwarten sie nun auch Konsequenzen.
Fazit:
Am Ende des Films war ich ziemlich mitgerissen von dem, was ich da gerade zu sehen bekam. Es dauerte einen Moment diese Geschichte sacken zu lassen und selbst als die Q&A beendet war, ich mein Autogram bei den Schauspielern einsammelte und die Frage gestellt bekam, wie ich den Film fand, musste ich eingestehen das ich noch etwas Zeit brauche das gesehene zu verarbeiten.
Was scheinbar mit einem typischen Streit zwischen zwei jungen liebenden beginnt, spitzt sich zu einem absoluten Drama zusammen, gepaart mit Problemen in der eigenen Familie von Lila. So krass das ganze am Ende auch wirkt, so sollte man bei dieser Geschichte nicht außer acht lassen, dass Lila sehr isoliert gelebt hat und der einzige Zugang zu anderen Menschen offensichtlich Janek war. Ihr Handeln wurde die pure Abneigung als bitterböse Strafe für das alleine lassen und von ihrem Spiel hat am Ende niemand etwas mitbekommen, weil es niemanden interessiert hat. Und als es ganz ernst für sie wird, wenden sich auch noch die Eltern von ihr ab.
Ein filmischer Ausflug in die extreme Phase des Erwachsenwerdens, wo wir jegliche Kontrolle über unser eigenes Handeln verlieren und uns stetig auf der Suche nach neuer Extreme befinden, ohne darüber im klaren zu sein was dies am Ende bedeuten kann.