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Berlinalereport – Mignonnes

Weniger als eine Minute Minuten Lesezeit

Sprache: Englisch

Info


Dieser Film hat eine lobende Erwähnung der internationalen Jury der Berlinale Generation Kplus bekommen.

Titel: Mignonnes | Cuties | Die Süßen

Frisch angekommen in einer neuen, eher bescheiden aussehenden Wohnung, kriegen sich Amy (Fathia Youssouf) und ihr kleiner Bruder gerade in die Wolle. Vor einem weißen großen Zimmer bleiben sie jedoch stehen, betreten es nicht. Als die Mutter dazu stößt um nach dem Grund des Lärms ihrer Kinder zu schauen, sieht sie den offenen Raum und schließt dessen Tür mit den Worten, niemand betritt dieses Zimmer und keiner wird es bekommen, ihr müsst euch euer Zimmer teilen. Als Amy in einer freuen Minute dann das Haus ein wenig inspiziert, stößt sie im Waschkeller auf ein anderes Mädchen, dass mit vollem Körpereinsatz am tanzen ist während sie die Wäsche abarbeitet. Amy ist sichtlich fasziniert von den Tanzschritten und beobachtet weiter die Szene, bis sie entdeckt wird und deswegen aus Scham wegrennt. Am nächsten Morgen geht Amy allein zur neuen Schule. Auf dem Schulhof wird sie dann sogleich von einer Direktorin empfangen, die sie im Schnelldurchlauf instruiert in welche Klasse sie gehen soll. Währenddessen passiert im Hintergrund etwas merkwürdiges. Alle Kinder auf dem Schulhof sind auf einmal erstarrt. Die Direktorin ist von der Aktion sichtlich genervt und versucht den Flashmob der Kinder zu beenden, mit leichtem Erfolg. Zurück bleiben nur vier Mädchen, die sogleich ins Büro zitiert werden. Amy hat auch eines der Mädchen wieder erkannt, jenes aus dem Waschkeller am Vortag. Die vier Mädchen (gespielt von Ilanah Cami-Goursolas, Esther Gohourou, Médina El Aidi-Azouni) haben sich ein Ehrgeiziges Ziel gesetzt, sie wollen als die Gruppe „Cuties“ bei einem Tanzwettbewerb auftreten, haben hier auch ein Vorbild das sie auf YouTube verfolgen, das sie aber gleichzeitig auch als starke Konkurrenz sehen. Während die Mädchen an einem etwas verborgenen Ort ihre Performance mit lauter Musik proben, stößt Amy zufällig nach einem gemeinsamen Einkauf mit ihrem Bruder erneut auf die Gruppe und beobachtet diese heimlich, bis sie wieder bemerkt wird, was die Mädels mit lauten Protest und einem gezielten Steinwurf quittieren. Zurück in der Schule nehmen sie Amy etwas in die Mangel, amüsieren sich über die Wunde… Lediglich Angelica (Médina El Aidi-Azouni) zeigt Interesse an Amy und schützt sie ein wenig, da sie Amy wieder erkennt aus dem Waschkeller.

Amy und Angelica versöhnen sich wieder nach einem Streit | © Jean-Michel Papazian/Bien ou Bien Productions

Von nun an verbringen die sehr quirligen Mädchen mehr Zeit miteinander und Amy beginnt ihr Leben um zu krempeln um noch beliebter in der Clique zu werden. Unerwartet öffnet sich jedoch eine zweite Baustelle für Amy, denn zufällig hört sie ein Telefonat ihrer Mutter mit, aus dem herausgeht das ihr Mann nun eine neue Frau gefunden hat die er heiraten wird und, so ein alter Brauch, er nach der Hochzeit mit der Braut das leere Zimmer beziehen wird, was die Mutter somit zur Zweitfrau macht. Diese Tatsache hatte die Mutter bisher Amy gegenüber verheimlicht und als der Vater dann schließlich zum Umzug auftaucht, ist sie ihm nicht gerade positiv gestimmt. Beherzt klaut sie während dem Umzug aus dem Auto sein Smartphone, das sie nun dazu nutzt sich heimlich im Badezimmer bei YouTube Tanzvideos an zu sehen. Darüber lernt sie Choreografien und erstellt sich ein Profil in einem sozialen Netzwerk, wo sie beginnt sich selbst zu inszenieren. Am Ende kann sie damit bei der Mädchengruppe gut punkten und schafft es sogar soweit, das sie den anderen neue Tanzschritte beibringt. Allerdings haben die Mädchen keine Erfahrung darin, wo hier für Kinder gewisse Grenzen existieren sollten und es gibt auch keinen Erwachsenen der sie dabei begleitet, was darin endet das ihre gewählten Choreografien erschreckend erotisch anmuten. Die Mädchen sind dabei aber von sich so überzeugt und wollen unbedingt ihre Vorbilder beim Wettbewerb ausstechen, so das sie unaufhaltsam weitermachen und dabei aus Spass immer weitere Grenzen übertreten, stets begleitet von selbst gemachten Fotos oder Videos um die Reaktionen fremder zu erhalten. Auch Amy wird zunehmend radikaler und sorgt sogar dafür, das ein Mädchen die Gruppe verlässt und später mitunter eine Prügelei mit ihr anzettelt. Die Beachtung ist ihr gewiss, doch der Preis am Ende hoch.

Die vier Mädchen | © Jean-Michel Papazian/Bien ou Bien Productions

Fazit:

Als erwachsene Menschen besitzen wir die Gabe, auf uns selbst zu achten. Dazu haben uns unsere Eltern begleitet und groß gezogen. Wir wissen was uns gut tut und was uns schaden kann und dementsprechend agieren wir auch. Als Kind brauchen wir hingegen noch diesen Schutz, der Amy fehlt, da ihre Mutter mit ganz anderen Sorgen behaftet ist. Diese Aspekte versucht Mignonnes auf ziemlich knallharte weise zu transportieren, indem wir Dinge sehen die viele Kinder heute tun um damit möglichst nahe an ihre persönlichen Vorbilder zu kommen oder sie gar zu übertreffen. Die typischen Muster von Hochglanzmodels auf Magazinen oder in der Werbung sind hier schon längst überholt durch die digitale und schnelllebige Welt im Internet, die für jeden bequem zugänglich geworden und dank Smartphones oder Tablet sogar Kinderleicht zu bedienen ist. All das versucht dieser Film teils sehr krampfhaft deutlich zu machen, vergisst dabei aber ein wenig auf die möglichen Konsequenzen ein zu gehen und das Schlussbild vom Film lässt einen im Grunde in dem Glauben zurück, das die Welt für Amy nun wieder völlig in Ordnung ist und alles was passiert war, einfach weggewischt wurde. Nimmt man hier jedoch auch noch die gezeigten kulturellen Aspekte dazu, hat sich der Hauptcharakter im Grunde wieder den Zwängen unterworfen um endlich glücklich zu sein. Das wirkt komisch, da eben jene kulturellen Zwänge durch ihre wachsendes rebellisches Verhalten mehrfach in Frage gestellt wurden. Der Film ist heftig, er schockiert, er tut weh und er zeigt was heute durchaus Realität sein kann und das wir unsere Kinder auch virtuell begleiten müssen, aber es fehlt leider der rote Faden für viele der Situationen und in einigen Situationen lässt er den Zuschauer dann auch völlig allein mit seiner Interpretation über das, was für einen Bruchteil an Zeit gezeigt wurde. Ob es sich hierbei dann wirklich um einen geeigneten Kinderfilm handelt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Altersempfehlung von 12 Jahren ist hier durchaus sinnvoll. Übrigens handelt es sich bei diesem Werk um eine Produktion von Netflix, so das der Film dort auch sicherlich veröffentlicht wird.

Darsteller:

  • Fathia Youssouf (Amy)
  • Médina El Aidi-Azouni (Angelica)
  • Esther Gohourou (Coumba)
  • Ilanah Cami-Goursolas (Jess)
  • Myriam Hamma (Yasmine)
  • Demba Diaw (Ismael)
  • Mbissine Thérèse Diop (Tante)
  • Mamadou Samaké (Samba)
  • Bilel Chegrani (Clement W.)

Regie:

Maïmouna Doucouré

Infos zum Film inkl. kurzen Filmausschnitt:

https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202011923

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