Gestern standen zwei Filme auf meinem Programm, in beiden Fällen eine Weltpremiere. Der erste war ein Türkisch/Kurdischer Film mit dem Titel: Folge meiner Stimme (Were Dengê Min).
Die Geschichte:
Zum Großteil verläuft die Geschichte sehr ruhig, außer zu Beginn wo eine türkische Armee während der Nacht in ein kurdisches Dorf eindringt um dort nach angeblichen Waffen zu suchen, die fast alle Männer des Dorfes angeblich versteckt halten und somit Terroristen angehören würden. Da keine Waffen gefunden werden, nimmt man kurzerhand einfach alle Männer in Haft und verschleppt sie. Die Konsequenz ist, dass viele Frauen über Nacht mit ihren Kindern alleine gelassen werden. So trifft es auch die kleine Jiyan und ihre Großmutter Berfé, welche gerade dabei ist eine gute Nacht Geschichte zu erzählen die schon seit vielen Generationen erzählt wird.
Beide möchten den Vater natürlich wieder zurückholen und seitens des Militärs wurde das Angebot unterbreitet, dass jeder der eine Waffe zum Stützpunkt bringt, den inhaftierten Mann im Gegenzug zurück bekommt. Während Jiyan sich auf die Suche nach Waffen im Dorf begibt und mit einer Tüte Spielzeugpistolen von ihren Freunden zurückkommt, hat auch Berfé bereits einen Plan entwickelt und gräbt ein Altes Gewehr im Schuppen aus, das ihrem Vater gehört hatte. Gemeinsam begeben sich die beiden durch eine durchaus idyllische Landschaft und als Zuschauer beginnt man langsam, die Zeit zu vergessen. Jede Begegnung mit anderen kurdischen Menschen ist sehr herzlich und offen untereinander. Am Stützpunkt angekommen scheitert jedoch der Umtausch, denn die Waffen sind dem Militär zu alt und Berfé wird nur belächelt. Sie wollen moderne Waffen haben.
Berfé und Jiyan begeben sich nun behaglich auf eine große Reise in eine Stadt und durchqueren dabei viel Landschaft mit einem kleinen Bus. Immer wieder gibt es auf dieser Reise Begegnungen mit dem türkischen Militär die die kurdischen Menschen in jeglicher weise versuchen zu traktieren, egal welches Anliegen sie haben oder wie alt sie sind. Lediglich vor den Frauen und Kindern zollt man etwas Respekt, durchsucht aber dennoch stets die Sachen. Kein Schritt ohne konsequente Überwachung ist hier die Devise, denn jeder Kurde ist ein potentieller Terrorist. Und während Jiyan mit ihrer Großmutter durch die langläufigen Landschaften spaziert, lernt sie mit jeder neuen Begegnung auch ein wenig mehr für ihr zukünftiges Leben.
Fazit:
Der Film meiner Meinung nach nicht für Kinder ab 12 geeignet, so lautet die Altersempfehlung von Kplus. Die Konflikte zwischen Kurden und Türken zu verstehen, sprengt wohl eher das Verständnis und damit geht eine wichtige Basis dieses Films verloren. Wie es da mit Landsleuten aussieht, steht hingegen auf einem anderen Papier.
Es ist eine beinahe Zeitlose Reise durch die Landschaft und die Aufnahmen machen Lust darauf, dieses Land auch einmal näher kennen zu lernen. Allerdings erlebt man auch die Realität vor Ort und die Erniedrigung des kurdischen Volkes vor laufender Kamera. Es ist zwar keine Dokumentation, aber durchaus ein kritischer Film der klar signalisiert, dass nicht nur in der Ruhe die Kraft liegt, sondern das man sich auch nicht unterkriegen lässt, wenngleich man sich unterwirft so gut es nur geht um Konflikte zu vermeiden. Des weiteren gibt der Film einen guten Einblick in die dortige Kultur und vor allem in die Kraft vieler Lebensweisheiten. Die Rolle von Berfé und Jiyan sind sehr gut gewählt für diesen Film.
Bilder von der Filmpremiere im Zoo Palast
Trailer:
Weitere Spielzeiten während der Berlinale:
Di. 11.2 um 11:30 Uhr im Cinemaxx 3. Der Vorverkauf hat bereits begonnen und Karten sind online (und sicherlich im Vorverkauf) noch verfügbar (Stand 10.2, 17:00 Uhr)
Fr. 14.2 um 17:30 Uhr im Cinemaxx 1. Der Vorverkauf beginnt ab den 11.2 um 10 Uhr.
So. 16.2 um 15:30 im Filmtheater am Friedrichshain. Vorstellung online bereits ausverkauft !!!
Infos zum Film (inkl. Filmausschnitt): https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20142489