Der Film präsentiert uns verschiedene Persönlichkeiten, die im Verlauf immer eine gewisse Schnittstelle finden. Aufgrund der Komplexität und die Vielfalt der Personen begrenze ich den Fokus auf die beiden Hauptcharaktere im Sinne der Sektion Generation.
Der Film beginnt mit Gloria, ein 10-jähriges Mädchen, die mit ihrer Mutter in Brasilien lebt. Glorias Mutter arbeitet als Krankenschwester im Krankenhaus. Gloria muss dort öfter ihre Zeit nach der Schule verbringen und ist beliebt bei den dortigen älteren Patienten, für die sie gern ein offenes Ohr hat.
Das andere Kind ist Sofia. Sie ist im selbigen Alter wie Gloria. Beide lernen sich im Krankenhaus kennen, in dem Sofia zusammen mit ihrer Großmutter angekommen ist, die offensichtlich einen Sturz hatte und auch altersdement ist. Damit Sofia allerdings nicht alleine bleiben muss, während die ältere Frau medizinisch versorgt wird, beauftrag die Mutter von Gloria, das sie auf das fremde Mädchen aufpassen soll. Die beiden Kinder könnten im Grunde nicht unterschiedlicher sein, aber irgendwas verbindet die beiden, so das sich recht schnell eine Freundschaft entwickelt, in der sich beide über ihre ganz eigenen Welten austauschen und dabei bringt jede der beiden ihr ganz eigenes Paket an Gefühlen mit sich.

Gloria zeigt ihrer neuen Freundin eine lange Narbe an ihrer Brust und erklärt auf ihre kindliche Weise, dass sie ein Spenderherz bekommen hat. Doch es fühlt sich für sie offensichtlich befremdlich an. Immer wieder begutachtet sie die Narbe und kratzt auch an dieser. Auf der anderen Seite hat sie aber keine Probleme, sich gemeinsam mit Sofia durch die Kisten mit Dingen von fremden Personen zu wühlen, die im Krankenhaus eingelagert werden. Darüber hinaus berichtet Gloria davon, das sie seit der Operation an ihrem Herzen immer wieder Dinge sieht, die andere nicht zu sehen bekommen.
Sofia hingegen kämpft mit ihrer Vergangenheit und vermutlich auch mit ihrer Mutter. Sie zerreißt ein Foto, das einen Jungen zeigt und spricht in Gegenwart von Gloria, von einem verlorenen Bruder, der aber nicht gestorben ist. Dennoch ist es ihr innerster Wunsch, das ihr vermeintlicher Bruder bei einer Zeremonie (entsprechend der brasilianischen Kultur) verabschiedet wird. Die einzige, die das befürwortend unterstütz, ist ihre Oma.
Durch das entstandene Band zwischen den beiden Mädchen finden letztlich auch die beiden Mütter zueinander und so ergibt es sich, das Glorias Mutter ihre Hilfe bei der häuslichen Pflege der Großmutter anbietet, was Glorias Mutter dankend annimmt. Mit dieser Unterstützung kann die Großmutter das Krankenhaus verlassen, um wieder in ihrer gewohnten Umgebung zu sein, um ihre letzten Lebenstage in Ruhe verbringen, einen Umstand, den sich die Frau durchaus bewusst ist. Für Gloria hat die alte Dame auch noch einige hilfreiche Ratschläge parat und auch Sofia bekommt die Möglichkeit, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.
Darsteller:
Laura Brandão (Gloria)
Serena (Sofia)
Larissa Mauro (Antônia)
Camila Márdila (Simone)
Aline Marta Maia (Bisa Francisca)
Regie:
Rafaela Camelo
Fazit:
“Das Wesen unsichtbarer Dinge” reiht sich in die Filme der komplexen Erzählstränge ein, wobei sich vieles um das Thema Tod bzw. das Leben danach und den Abschied von Menschen aus der kindlichen Perspektive dreht. Einzelne Puzzleteile formen sich im Verlauf des Films langsam zu einem Gesamtwerk, wobei man hier und da auch auf Details achten sollte. Es bereitet aber durchaus Freude den individuellen Geschichten zu folgen, welche sich Stück für Stück auflösen. Spielräume für eigene Interpretation bleiben ebenfalls übrig.
Infos zum Film
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202504315.html