Die Mutter der 12 jährigen Sasha (Sigrid Johnson) hat sich nach einer schweren Depression das Leben genommen und seither lebt sie allein mit ihrem Vater, der sehr darunter leidet. Oftmals, wenn er glaubt Sasha ist gerade nicht da, sitzt er weinend und zusammengekauert in einer Ecke, doch sie weiß um die Situation und versucht ihren ganz eigenen Weg der Bewältigung ihrer Trauer zu finden. Sie selbst sagt „Mama, du hast immer geweint. Ich weigere mich zu weinen.“.
Humor könnte hier sicher helfen damit auch endlich mal wieder ihr Vater lacht und sie erstellt für sich eine Überlebensliste mit Fehlern der Mutter die sie nicht begehen möchte, da dies aus ihrer Sicht zum Selbstmord der Mutter geführt hat. Keine langen Haare und somit nicht aussehen wie die Mutter, nie mehr Bücher lesen da ihre Mutter sehr viel gelesen hat, auf kein Lebewesen aufpassen müssen (bezogen auf ihr eigenes dasein als Tochter) und Comedy Queen werden. Das mit dem Haarschneiden ist recht schnell erledigt, wenngleich Papas Haartrimmer das nicht überlebt. Alle Bücher von ihrer Mutter zu beseitigen ging ebenfalls problemlos über die Bühne, doch als es in der Schule hieß „Bücher lesen“, wurde Sasha wohl klar, dass einige Punkte auf ihrer Liste wohl nicht allzu einfach umsetzbar sein werden.
Einen etwas ernsteren Konflikt hatte sie, als von Ihrem Vater zum 13. Geburtstag ein ewiger Wunsch des Mädchens umgesetzt wird, ein eigener Hund. Für einen kleinen Moment hatte sie Freude gezeigt, doch dann erinnert sie sich an den Punkt „Um keine Lebewesen kümmern“, setzt es umgehend in die Tat um und zurück lässt sie ratlose Gesichter, denn mit diesem radikalen Sinneswandel hat aus der Familie keiner gerechnet.
Natürlich sind alle aus Sashas nahem Umfeld sehr darum bemüht das beste aus der Situation zu machen. Vor allem ihre beste Freundin Märta (Ellen Taure) zeigt sich hier sehr einfühlsam aber auch ihr Onkel, der eine größere Bar mit Bühne besitzt, hält zu ihr und ermutigt sie auch dazu ihr Ziel zur Comedy Queen weiter zu verfolgen. Als Sasha in der Schule die Aufgabe einen Vortrag über die Erde zu halten, animiert sie dies dazu immer wieder neue Texte für eine ganz außergewöhnliche Präsentation festzuhalten. Mit vollem Elan tritt sie dann vor die Klasse und versucht ihr eigens entwickeltes Programm durchzuziehen, was bei den Schülern aber nicht den allergrößten Anklang findet, denn ihre Witze kommen einfach nicht so recht an. Ihre Welt zerbricht spätestens in dem Moment als zwei Klassenkameradinnen sich nach dem Unterricht auch noch über Sasha’s Auftritt lustig machen. Erneut ist es ihr Bruder der sie dann wieder etwas aufbauen kann. Er hat für sie eine Verabredung mit einer populären Kabarettistin arrangiert und die beiden versprechen Sasha, das sie 3 Minuten der Auftrittszeit bekommen wird. Damit kommt Sasha ihrem letzten Punkt auf ihrer Liste näher eine echte Comedy Queen zu werden.
Fazit:
Familienorientierte Filme aus Schweden schätze ich seit einigen Jahren sehr, da sie oftmals auf ganz besondere Weise nahe am Familienleben sind und sie besitzen eine ganz besonders feinfühlige Art auch mal mit schweren Themen umzugehen. Mit Comedy Queen ist das nicht gänzlich anders, allerdings empfand ich manche Parts dann doch als zu leichtfüßig gestaltet. Da sei zum Beispiel die Szene rund um ihren Haarschnitt. Als der Vater das Dilemma sieht, gibt es kein einziges ernsteres Wort von ihm und auch alle anderen ihr nahestehenden Personen zeigen sich durchweg begeistert von diesem radikalen Wandel. Kein einzigen Moment wird mal kurz die Luft angehalten oder ein „Oh“ ertönt. Es wird einfach gelächelt, getätschelt und weitergemacht. Auch in der Schule nehmen es die meisten Kinder auf als wäre es das normalste auf der Welt, lediglich zwei Mitschülerinnen, die auch noch in eine Klischeeschublade passen wie die Faust aufs Auge, stellen den neuen Look in Frage und lachen Sasha aus. Nun kann man vermuten sie tun es alle aus reiner Rücksicht aufgrund des Verlustes, doch das ganze zieht sich dann halt doch wie ein roter Faden durch die Geschichte. Auch die Witze kommen bei vielen nicht so gut an, doch keiner sagt mal „Versuch doch vielleicht mal was anderes“ oder „Lass uns mal was ausprobieren“, als hätten sie Angst vor Sashas Reaktionen und das passt eigentlich nicht zur Grundidee diese Person als vermeintlich starken Charakter hinzustellen, der versucht alles überspielen zu können. Insgesamt habe ich nur zwei Szenen im Kopf behalten, die mich bei dem Film wirklich bewegt haben und davon hätte es wirklich mehr geben können, bei so einer berührenden Geschichte. Einmal wurde als Rückblick gezeigt wie Sasha (vermutlich) auf dem Weg zur Schule vom Tod ihrer Mutter erfahren hat und am Ende wurde es dann nochmal emotional und das hat dem Film wahrlich nicht geschadet sondern deutlich aufgewertet.
Darsteller:
Sigrid Johnson (Sasha)
Ellen Taure (Märta)
Oscar Töringe (Abbe)
Iggy Malmborg (Ossie)
Adam Daho (John)
Daiken Okudaira (Sota)
Regie:
Sanna Lenken
Infos zum Film:
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202209013
Trailer: