Titel: Kalle Kosmonaut
Für manch einen ist es unvorstellbar in einer Plattenbausiedlung wie in der Allee der Kosmonauten in Berlin zu leben, für den jugendlichen Kalle und seiner Familie steht das nicht weiter zu frage und vermutlich gibt es auch keine andere Option. Kalle ist hier groß geworden, besuchte als Kind regelmäßig die Arche, hängt mit seinen Freunden ab, zeichnet gerne, entwickelt große Pläne fürs Leben und singt gerne Hip-Hop Lieder. Sein Auftritt wirkt immer sympathisch und besonnen, doch sein Leben und das seiner Familie ändert sich ab den Tag, wo Kalle aufgrund von Drogeneinfluss einen Mann mit einem Dönermesser angegriffen und verletzt hat.
Vor der Kamera zeigt er Reue für seine Tat und versucht zu erklären, wie das geschehene auch ihn verändert hat, er seither schlimme Träume hat, das es ihm leid tut und das es ihm sehr schwer fällt um Entschuldigung zu bitten.
Auch eine Streifenpolizistin hat nichts schlechtes über Kalle zu berichten und berichtet nur gutes über Kalle ihrem Kollegen gegenüber. Er sei eigentlich ein guter Junge, sehr clever und sie versteht nicht warum sich Kalle dazu hinreißen lassen hat zu seiner Tat. Sie hofft, dass er nicht nochmal einen Fehler macht und erneut dafür ins Gefängnis muss.
Am Ende bedeutet diese Aktion für Ihn 2 Jahre und 7 Monate Gefängnis. Ein Gefängnisleben das sicherlich an niemanden spurlos vorbeizieht. Die Zeit im Gefängnis darf die Kamera nicht dokumentieren, jedoch greift man hier auf beklemmende und auch emotionale Momente als Animationssequenzen zurück, um das geschehene zu verdeutlichen. Man beginnt jede Chance zu ergreifen aus seiner Zelle herauszukommen, auch wenn man sich dazu sogar verletzen muss.
Die Zeit im Jugendgefängnis hat Kalle sicherlich geprägt, aber er hatte logischerweise Zeit zum nachdenken, wie es nun weitergehen soll. Klar ist für ihn, dass er nun auf eigenen Beinen stehen möchte, seine Schulden begleichen möchte und auch die Hoffnung hat er nicht aufgegeben.
Fazit:
Kalle ist im Grunde ein Klischeejugendlicher wie man es von solchen jungen Menschen einfach nur erwarten möchte, doch genau davon will dieser Film eher wegführen. Es ist ein tiefer Einblick hinter die Fassaden eines jungen heranwachsenden, ein Blick den wir gerne aus den Augen verlieren, ein Blick wie in eine fremd wirkende Welt. Auch ist es ein kleines Portrait der Familie und ihre Vergangenheit, die sich langsam wie Puzzleteile zusammenfügen.
Bei Eltern dürfte dieser Film vielleicht auch verdeutlichen, dass man im Grunde irgendwann machtlos ist was für einen Weg die eigenen Kinder am Ende einschlagen. Natürlich haben sie Träume und wir versuchen alle unser bestes, aber es gibt zu viele Faktoren im Leben die alles verändern können. Diese Frage stellt sich auch die Mutter von Kalle… Was hätte Sie besser tun können, was ist falsch gelaufen.
Leider geht eine wichtige Botschaft des Films ein wenig unter, denn ein nicht ganz unwichtiger Kritikpunkt von Kalle während der Q&A war das System „Gefängnis“. Hier gibt es viel Luft nach oben für einen besseren und individuelleren Umgang mit den Insassen, so seine Aussage. Vielleicht hätte man das noch ein wenig mehr im Film thematisieren können.
Darsteller:
Pascal (Kalle)
Regie:
Tine Kugler, Günther Kurth
Infos zum Film:
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202205937
Trailer: