Titel: Las niñas | Schoolgirls | Mädchen
Die Mädchen stehen alle aufgereiht in einem Mädchenchor einer katholischen Mädchenschule. Eine Nonne unterweist alle, darunter auch Celia. Sie bekommt, neben ein paar anderen Mädchen, ein Gesangsverbot. Sie sollen einfach still mit Mundübungen weitermachen. Schnell wird die vorherrschende Strenge dieser Schule bewusst, in denen die Mädchen ihren Alltag verbringen. Als die neue Schülerin Brisa (Zoé Arnao) aus Barcelona in die Klasse kommt, bringt diese nicht nur neuen Wind in die Klasse, es beginnen auch schleichende Veränderungen in Celia’s Weltbild. Die wachsende Freundschaft mit Brisa bringt Celia dazu, die Dinge zunehmend zu hinterfragen, wird dadurch etwas rebellischer. Sie beginnt neue Musik zu entdecken und begibt sich mit ihren Freundinnen zum ersten mal in einen Club zum tanzen und auch die ersten Experimente mit Alkohol dürfen natürlich nicht fehlen, wenngleich auch mit viel Vorsicht. Und natürlich spielt auch das wachsende Interesse am eigenen Körper und dem damit verbundenen Aussehen eine wachsende Rolle. Auch bei ihr zu Hause gehen diese Veränderungen und neuen Wünsche nicht ganz spurlos an ihrer Mutter vorbei. Sie wünscht sich neue Klamotten wie Brisa sie auch trägt, doch wird sie hier immer auf den nächsten Monat vertröstet.
Auch beginnt sie ihre Herkunft zu hinterfragen, möchte wissen was wirklich aus ihrem Vater geworden ist. Befeuert wird dieses Verlangen vor allem auch dadurch, das ihre Clique über Gerüchte spricht, die ihre Mutter anbelangen. All diese plötzlichen Veränderung gehen natürlich nicht spurlos an der Schule vorbei, denn die Nonnen haben sie bereits unter Beobachtung, insbesondere nachdem eine sie dabei gesehen hat, wie sie nach ihrem abendlichen Clubbesuch mit einem fremden Jungen auf dem Motorrad unterwegs war. Prompt folgte darauf auch der Anruf bei der Mutter, um diese über ihre herumtreibende Tochter in Kenntnis zu setzen. Am nächsten Morgen wurde sie dann, als deutlich spürbare Strafe, an die Tafel zitiert und sollte hier eine Matheaufgabe lösen, die sie jedoch nicht konnte. Dafür erntete sie sogleich eine Denunzierung vor der gesamten Klasse seitens der Lehrerin. Das hält Celia aber nicht mehr davon ab, bei der nächsten Gelegenheit gemeinsam mit Brisa erneut gegen das Schulsystem zu rebellieren und auch Ihre Mutter erkennt, das ihre Tochter kein Kind mehr ist. Am Ende hat Celia so viel Kraft gesammelt, das sie den Kreis durchbricht und mit sichtbaren Stolz das schafft, was ihr am Anfang des Films noch vergönnt wurde.
Fazit:
Dieser Film hat mich in seiner Gesamtheit schon sehr bewegt. Ich konnte mich erstaunlich gut in die Lage von Celia reinversetzen und jeder Schritt den sie nach vorne machte, war wie das abwerfen einer großen Last. Trotz der Strenge die in der Mädchenschule vorherrschte, hat sie immer wieder die Kraft und ganz eigene Wege gefunden, über ihre eigenen Schatten zu springen und zunehmend gegen eine recht fragwürdige Werteordnung der 90er (in dieser Zeit spielt der Film) in Spanien an zu kämpfen. Besonders beeindruckt hatte mich eine Szene die im Beichtstuhl statt gefunden hat. Vom Pfarrer wurde sie aufgefordert ihre Sünden ab zu legen, doch diese gibt sie nicht preis. Im Gegenzug stellt sie nach kurzem Schweigen aus heiterem Himmel die Frage, warum man eigentlich verheiratet sein muss, um ein Kind zu kriegen. Doch genau diese Werte wollte man damals den Mädchen immer wieder eintrichtern bis hin zu das Verhütung etwas unsittliches sei, eben ganz im Sinne des katholischen Glaubens.
Darsteller:
- Andrea Fandos (Celia)
- Natalia de Molina (Celias Mutter)
- Zoé Arnao (Brisa)
- Julia Sierra (Cristina)
- Francesca Piñón (Mutter Consuelo)
- Ainara Nieto (Clara)
- Elisa Martinez (Leyre)
- Carlota Gurpeguí (Vanessa)
- Jesusa Aldany (Mutter Magdalena)
- Mercé Mariné (Celias Großmutter)
Regie:
Pilar Palomero
Infos zum Film inkl. kurzen Filmausschnitt:
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202011636