Seit gestern gibt es nicht mehr ausschließlich Apples iTunes Store zum Kauf von Musik oder Musicload, sondern auch Amazon ist nun diesem Geschäft hierzulande eingetreten.
Eines haben alle drei weitestgehend gemeinsam, sie bieten die digitalen Musikdownloads in einen freien Format an, das keinen Kopierschutz mehr besitzt. Die Zeiten von DRM im Bereich der Musik dürften damit endgültig gezählt sein. Lediglich Apple setzt weiterhin auf ein Format mit dem Namen AAC (Advance Audio Codec) der dem MP3 Format geringfügig überlegen ist, was die Komprimierung und Qualität der Musik anbelangt.
Ebenfalls hebt sich Apple weiterhin vom Angebot etwas ab, da man zum Kauf der Musik die Musiksoftware „iTunes“ benötigt, was z.B. Nutzer von Linux Betriebssystemen ausschließt.
Mit dem Start von Amazon MP3 wird der Platzhirsch Apple sicherlich nicht direkt vom Thron gestoßen, allerdings bekommt Apple nun im Gegensatz zu Musicload eine ernst zu nehmende Konkurenz, vor allem was die Preisgestaltung anbelangt. Viele Alben oder Einzeltitel sind geringfügig Preiswerter als bei iTunes im Store. So bekommt man bei Amazon bereits einzelne Titel für 79 Cent im ungeschützten MP3 Format mit einer Variablen Bitrate von 257 kBit/s. Ebenfalls gibt es eine große Auswahl von reduzierten Albenpreisen wie nun z.B. zum Start von Amazon MP3 wo div. Alben für 4,95 Euro zu bekommen sind, darunter allerdings auch Alben die iTunes ebenfalls für unter 5 Euro anbietet. Ein Vergleich zu Musicload kann ich leider nicht ziehen, da ich dieses Portal für digitalen Musikeinkauf bisher nicht in Erwägung gezogen habe. Für einen Test werde ich das aber in Absehbarer Zeit mal nachholen.
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Der erste Eindruck
Die Suche nach Titeln oder Alben erfolgt direkt über die Internetseite von Amazon über einen merkwürdiger weise recht versteckten Link innerhalb der normalen Startseite. Aktuell wird auch auf der Startseite ein großer Banner angezeigt, der jedoch div. MP3 Geräte anzeigt um zu vermitteln, das die gekauften Songs mit jeden üblichen MP3 Spieler funktionieren. Mich erinnert das eher an eine Promotion für MP3 Geräte, nicht aber wirklich für einen Musikservice von Amazon.
Ist man auf der richtigen Seite, werden einem aktuelle Alben, Aktionen etc. angezeigt. So schön aufbereitet wie bei iTunes ist dieses Angebot aber nicht. Es wirkt etwas konfus und undurchsichtig und lädt nicht wirklich sehr zum stöbern ein. Eigentlich ungewöhnlich für Amazon, die ich inzwischen sehr oft verwende um DVDs oder andere Artikel zu erwerben. Eine wirkliche Struktur und Logik der gezeigten Auswahlen sucht man jedenfalls vergeblich. Es wirkt eher wie ein digitaler Ramschladen um es mal auf den Punkt zu bringen. Aber dafür gibt es eben preiswertere Musik als bei der Konkurrenz, ein Vergleich vor dem Kauf lohnt sich also.
Der Einkauf
Um den Kauf ab zu wickeln, benötigt man zuerst ein Programm das es für Windows, Linux und Mac OS X gibt. Dieses Programm ist notwendig um den Kaufvorgang bei Amazon MP3 erfolgreich ab zu schließen, da es quasi eine Quittung an den Amazon Server ausstellt, wenn jeder Titel erfolgreich geladen wurde. Ein Prozess der auch bei iTunes im Hintergrund statt findet. Die Titel können alle vorher auf der Internetseite angehört werden (benötigt Flashplugin), wahlweise einzeln oder alle Titel eines Albums oder einer Wiedergabeliste nacheinander je für 30 Sekunden. Will man ein Stück kaufen, reicht der Mausklick auf den Button „Sofort kaufen“ oder „Einkaufswagen“. Beim Sofortkauf über „1 Click“ erfolgt der Download unmittelbar, ohne das man noch einmal gegenprüfen kann ob die Auswahl korrekt. Gezahlt wird wahlweise mit EC Karte per Lastschrift oder mit einer Kreditkarte. Beim Sofortkauf wird die jeweilige Voreinstellung bei Amazon verwendet, die auch für den Kauf von „normalen“ Artikeln genutzt wird. Nach dem Kauf wird eine kleine Datei geladen die umgehend an die Software von Amazon weiter geleitet wird. Mit dieser kleinen Datei wird dem Programm der Kauf vervollständigt und der Download beginnt. Ähnlich wie bei iTunes handelt es sich um eine Art Downloadmanager, jedoch wird jeder Titel einzeln geladen. iTunes lädt bei Alben parallel 4 Titel (so weit ich mir das nun richtig gemerkt habe von der Anzahl) gleichzeitig runter. Bei langsamen Leitungen kann das parallele Downloaden jedoch enorm an der Bandbreite zerren. Der Nutzer muss in iTunes also mehrfache Downloads ggf. manuell pausieren und fortsetzen.
Nach dem Kauf werden unter Mac OS X die Lieder von Amazon MP3 im Musikordner des persönlichen Profils abgelegt nach der selben Verwaltung wie iTunes es macht, also Künstlername / Album / Titel. Angeblich soll laut Einstellungen des Amazon Programms die Titel automatisch in iTunes eingebunden werden, dies funktioniert bei mir jedoch merkwürdiger weise nicht. Das ist jedoch nicht wirklich störend, da man die Titel oder Ordner mit den Titeln bequem per Drag & Drop in iTunes ziehen kann. Hat man die Verwaltungseinstellungen von iTunes noch nicht verändert, so wird von den hinzugefügten Titeln jedoch eine Kopie im iTunes Ordner angelegt, das heißt die Originale bleiben an Ort und Stelle erhalten. Demnach muss man ggf. von Zeit zu Zeit mal aufräumen oder die Titel gleich nach dem hinzufügen in iTunes manuell aus den Amazon MP3 Ordner löschen.
Abschließend noch eine Info zu der Preispolitik…
Apple hat Anfang des Jahres verlauten lassen, das einzelne populäre Titel in Zukunft teurer sein sollen als die üblichen 99 Cent (ich glaube es waren von 1,29 Euro die rede). Dies sollte ab April der Fall sein. Bisher ist davon jedoch nichts zu sehen. Der Einheitspreis von 99 Cent ist geblieben. Allerdings sollten auch einige Titel preiswerter werden, z.B. ältere Songs. Auch davon ist noch nichts zu sehen.
Die Qualität
Hier muss ich mich auf Macnews berufen. Die Klangqualität wirkt identisch mit denen von Apple. Da ich nicht Audiophil bin, habe ich nicht das entsprechende Ohr oder die Anlage um dem ganzen nun ein ultimatives Urteil zu verpassen. Klar ist, dass ein komprimiertes Tonformat nicht wirklich eine CD gelangen wird, da beim komprimieren ja bestimmte Töne die kaum wahrnehmbar sind, in einem speziellen Verfahren gelöscht werden. Dazu müssten solche Downloadportale die Musik als AIFF oder z.B. Apple Lossless anbieten, die aber Speicherplatztechnisch mehr Platz wegnehmen und den Download entsprechend aufblähen. Vielleicht aber ein Schritt für die Zukunft…
Ebenfalls schreibt Macnews etwas zu den beigefügten CD Covern. Diese sind in Itunes von der Qualität her deutlich besser. Bei Amazon sind die Cover deutlich pixeliger/körniger und auch die Farbwerte sind verfälscht. Dies kann ich ebenfalls bestätigen anhand eines Albums von De-Phazz. Einen Titel hatte ich schon vor längeren bei iTunes gekauft, nun gab es das ganze Album für 4,95 bei Amazon, welches ich geladen habe.
Die Farben bei dem Cover aus iTunes wirken deutlich natürlicher während die Farben bei der Amazonversion einen viel zu hohen Kontrastwert aufweisen. Ein pflanzliches grün wirkt fast so, als sei ein wenig Neonfarbe ausgelaufen. Da ich meine Monitore mittels Spyder3 kalibriert habe, kann ich davon ausgehen das diese das anzeigen, was dem richtigen Farbspektrum entspricht. Was die Bildqualität anbelangt, also die Körnung, so ist auch dies schnell erklärt. Das Bild bei Amazon ist 100 KB groß während die iTunes Version ein wenig über 400 KB aufweist. Das heißt im Klartext, das bei iTunes wesentlich mehr Bildpunkte mit individuellen Farbwerten platz finden und somit ein brillanteres Bild abliefern. Vermutlich kommt dadurch auch die schlechten Farbwerte zustande, da bestimmte Farbtöne bei der Bildkomprimierung einfach gelöscht werden.
Wer die Cover aus iTunes haben möchte, kann dies jedoch recht einfach erledigen. Einfach den betroffenen Titel markieren und den Infodialog mit „Apfel + i“ öffnen. Dort den Reiter „Cover“ auswählen, auf das Cover klicken und den Knopf „Löschen“ drücken oder die Taste „Entfernen“ auf der Tastatur. Das ganze noch mit einem „OK“ besiegeln. Anschließend auf betroffenen Titel einen Rechtsklick ausführen um ein Kontexmenü zu öffnen. Hier gibt es den Punkt „CD-Cover laden“. iTunes wird nun das Cover automatisch den gewählten Titeln hinzufügen, so weit verfügbar. Wichtig ist, das Album und Interpret genau so formuliert sind, wie im iTunes Store, sonst bleibt das Coverfeld leer.
Befindet man sich in der Stapelverarbeitung muss nur bei „Cover“ das Häkchen gesetzt werden. Das ganze mit einem „OK“ quittieren und alle Cover werden von allen gewählten Stücken entfernt.
Achja, was es ebenfalls nicht bei Amazon gibt, sind ggf. Inlets die in iTunes bei einigen Alben inzwischen als PDF beiliegen. Ebenfalls gibt es auch noch keine Musikvideos die eben teilweise Bestandteil eines Albums sein können.
Fazit
Wie schon erwähnt, ersehe ich Amazon MP3 bisher als digitalen Ramschladen. Dieses Urteil muss ich leider so formulieren, da es optisch bei weitem nicht so ordentlich repräsentiert wird wie bei Apple. Das soll jedoch nicht die Qualität des digitalen Plattenladens abwerten. Viele Alben oder Einzeltitel sind preiswerter als bei iTunes. Lobenswert ist, das das Format als MP3 vorliegt und somit problemlos auf jeden MP3 Spieler funktioniert. Für mich wird Amazon MP3 in Zukunft eine neue Anlaufstelle für den Erwerb legaler Musik aus dem Internet.
Pro:
– Alle Stücke liegen als MP3 vor und sind somit kompatibel zu jedem MP3 Spieler, sicherlich auch älterer Generation (nicht getestet)
– Alben und einzelne Stücke sind preiswerter als im iTunes Store. Der vergleich vor dem Kauf lohnt sich also in Zukunft
– Funktioniert mit jedem Browser, für den Download der Songs ist jedoch ein ein schlankes Zusatzprogramm notwendig
– Downloadclient läuft unter Linux, Mac OS X und Windows
– Zahlung wahlweise über Kreditkarte oder Lastschrift
Contra:
– Qualität der beigefügten Cover ist schlecht. Die Bilder haben falsche Farbwerte und beinhalten eine starke Körnung. Amazon sollte die Bilder in einer etwas größeren Datei sichern. In einer Stichprobe besitzt das Cover von Apple um die 400 KB, bei Amazon sind es um die 100 KB. Beim komprimierten sichern von Bildern gehen jedoch wichtige Bildinformationen verloren zu lasten der Qualität
– Der Shop wirkt unausgereift und unübersichtlich strukturiert. Das stöbern nach Musik bereitet nicht wirklich Freude, was ungewöhnlich für Amazon ist