Titel: Fortuna
Über den Film:
Fortuna ist ein Flüchtlingskind aus Äthiopien und hat ihren Weg in die Schweiz gefunden. Hier lebt sie nun vorübergehend, hoch oben in den Bergen und umgeben von Schnee und Kälte in einem Kloster. Von ihren Eltern gibt es nur noch ein Foto auf ihrem Nachttisch in einem Zimmer, welches sie sich mit anderen Flüchtlingen teilt. Wenn sie schläft, wird sie immer wieder von Albträumen heimgesucht. Kurze Erinnerungsfetzen an ihre Eltern, das große unberechenbare Meer, bedrückende Enge und Angst in den Gesichtern der anderen im Boot. Doch Fortuna ist nicht gänzlich bewusst, dass ihr Aufenthalt im Kloster auch nicht von Dauer sein kann. Als sie von Herr Blanchet ( Patrick d’Assumçao / vermutlich ein Sozialarbeiter) erfährt, dass er für sie eine Pflegefamilie gefunden hat, reagiert sie sehr abwehrend und wütend. Sie will diesen Ort nicht auch noch verlieren in einem fremden Land mit fremder Sprache.
Etwas Vertrauen und Hoffnung steckt Fortuna nur noch in einen einzigen Menschen, ebenfalls ein Flüchtling der mit im Boot war. Ein Mann namens Kabir (Assefa Zerihun Gudeta), in den sie sich verliebt hat. Kabir ist deutlich älter als sie, aber die beiden haben schon länger miteinander eine gemeinsame Zeit, denn die 14 jährige Fortuna ist überzeugt davon, von Kabir schwanger zu sein. Als sie Kabir ihre Liebe und die Schwangerschaft beichtet, ihn gar heiraten möchte, rastet dieser aus und lässt Fortuna vorerst allein zurück. Zu groß ist berechtigter Weise seine Angst aufgrund der Minderjährigkeit von Fortuna und der Tatsache, dass auch er ein Flüchtling ist der ohne Aufenthaltsberechtigung im Kloster lebt.
Eines Nachts findet eine unangekündigte Polizeikontrolle statt, von der alle überrascht werden. Sie müssen alle die Räume verlassen und sollen sich draußen in der Kälte einen kurzen Identitätscheck unterziehen. Es wirkt alles chaotisch und unübersichtlich, immer wieder werden Menschen lauter und mitten drin läuft Fortuna recht ziellos umher und sucht in der Menge nach Kabir. Als sie ihn entdeckt hat, ist er bereits umgeben von Polizisten, die ihn zu Boden pressen und schließlich abführen. Am nächsten Morgen wacht sie in einem recht leeren Zimmer auf und ihr ist mit Sicherheit bewusst, dass sie in dieser Nacht erneut viele Menschen verloren hat mit denen sie in den letzten Tagen zusammen war. Auch die Ordensbrüder zeigen sich entrüstet über die Polizeiaktion und ziehen sich zur Beratung zurück. Sie stellen die Frage in den Raum, ob sie diese Aktion in dieser Form dulden sollen und welche Möglichkeiten sie haben und es steht auch die Frage im Raum, ob es generell für sie möglich ist, Flüchtlinge weiterhin auf zu nehmen. Bruder Jean (Bruno Ganz), Ordensführer im Kloster, erklärt deutlich das es ihre Aufgabe sei Menschen zu helfen und das Kloster für jeden offen zu haben. In der Zwischenzeit hat sich Fortuna aus dem Kloster entfernt und wandert alleine und ohne sichtbarer Hoffnung über eine große breite Straße…
Fazit:
Ehrlich gesagt bin ich mir sehr unschlüssig darüber, warum dieser Film seinen Weg in das Programm der Generation 14Plus gefunden hat, denn die Zielgruppe verfehlt der Film in meinen Augen völlig. Das Werk ist extrem künstlerisch gehalten; Aufnahmen sind durchweg in Schwarzweiß gehalten, das gewohnte Breitbildformat wurde auf 4:3 gestaucht, die Kamera verweilt fast immer an der selben Stelle wie bei einem Foto in dem man Bewegung sieht und der gesamte Handlungsverlauf läuft beinahe theatralisch und sehr langsam über die Leinwand. All das sind Dinge, mit denen man wohl die wenigsten 16 jährigen Jugendlichen begeistern kann und offensichtlich auch einige Erwachsene nicht. So verließen während der Vorstellung immer wieder ein paar Leute den Saal, was ich eher selten erlebe in der Generation. Mitnichten sind solche Themen natürlich wichtig in unserer Gesellschaft und es ist auch wichtig, dass sich junge Menschen damit auseinandersetzen, doch ob „Fortuna“ hier der richtige Weg ist um darüber zu reden?
Löblich kann ich nur die Bandbreite der Geschichte hervorheben und natürlich auch die darstellerische Kraft von Bruno Ganz, der aber Schauspielerisch eh sehr erfahren ist. Auch waren die Intensität der gewählten Szenen zum Teil sehr Kraftvoll. Vor allem die Aufnahmen vom Meer in Schwarzweiß haben mich beeindruckt, da sie das unberechenbare und die Gewalt des Wassers sehr verdeutlicht haben. Man möchte wirklich nicht in der Haut jener Flüchtlinge stecken, die über das Meer reisen müssen.
Darsteller:
Kidist Siyum Beza (Fortuna)
Bruno Ganz (Bruder Jean)
Patrick d’Assumçao (Herr Blanchet)
Assefa Zerihun Gudeta (Kabir)
Yoann Blanc (Bruder Luc)
Infos zum Film inkl. kurzen Filmausschnitt und Spielzeiten:
https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201811137