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Berlinalereport – Butterfly Kisses

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Dieser Film wurde mit den Gläsernen Bären der Jugendjury der Berlinale Generation 14plus ausgezeichnet.

Über den Film:
Jake (Theo Stevenson), Kyle (Liam Whiting) Jarred (Byron Lyons) und Shrek (Thomas Turgoose) sind vier Freunde, die mit ihrem jugendlichen Leben ziemlich auf sich allein gestellt sind. Viel hat ihr Alltag in der heruntergekommenen Plattenbausiedlung nicht zu bieten, so das man sich über jede noch so kleine Abwechslung freuen kann. Meist hängen sie in einem Billardsalon ab der Shrek gehört, aber auch Drogen, Rauchen, Raufereien und Pornos stehen für die Jungs hoch im Kurs. Kein Wunder, denn mit jedem Computer, Handy oder Tablet kann man sich jederzeit das wildeste Material beschaffen und sich daran ergötzen. Lediglich Jake zeigt sich hier etwas zurückhaltender, was aber niemanden groß auffällt. Seine Tarnung scheint perfekt, schließlich wird auch er sonst von seinen Freunden als Draufgänger gesehen. Aber Jack ist anders… Gerne sucht er in einem höher gelegenen Stockwerk des Plattenbaus, in dem er lebt, ein großes Fenster auf, von wo er das Geschehen diverser Wohnungen überblicken kann. Gelegentlich hilft er auch mit Babysitting aus, um sich etwas Geld zu verdienen.
Als er eines Tages wieder seinen Platz zum beobachten eingenommen hat, entgeht es ihm nicht wie zwei neue Gesichter, eine Frau mit ihrer Tochter, über das Gelände laufen. Er ist dabei so vertieft, dass er seine zwei Kumpels nicht bemerkt. Über seinen Voyeurismus machen sich Kyle und Jarred natürlich prompt lustig, verraten ihm aber das die Frau neu in die Gegend gezogen ist und das sie Zara (Rosie Day) heißt. Sie versuchen Jake schmackhaft zu machen, sich mit Zara zu verabreden. Als Kontaktvorwand könne er ja anbieten, die Tochter zu Babysitten. Das sie damit jedoch einen ziemlich speziellen Wunsch von Jakes Gedanken ablesen, erahnen die beiden Freunde nicht.

© Blue Shadows Films c/o Butterfly XX Film Limited | Jake (Links) steht dem Konsum von Drogen eher skeptisch gegenüber. Seine Freunde Kyle (Mitte) und Jarred (Rechts) sehen das offensichtlich anders.

Wir erleben Jake, wie er sich recht hingebungsvoll um die kleine Lilly (Honor Kneafsey) kümmert. Es wird aber immer deutlicher, welche Empfindungen Jake besitzt und warum er sich bei bestimmten Themen den anderen gegenüber so isolierend verhält. Seine Gefühlswelt gehört nicht in die Welt der Erwachsenen, er lebt in einer Welt die ein Tabuthema ist, nämlich die Zuneigung zu Kindern.
Erneut begibt sich Jake an das große Fenster, doch dieses mal beobachtet er nicht irgend jemanden, er sucht die Wohnung von jener Tochter der neu hinzugezogenen Zara und er hat dabei auch Erfolg.
Jake legt nun alles daran, das Mädchen zu treffen und der einfachste Weg scheint ein Kontakt zur Mutter des Kindes. Beim ersten Versuch spricht er sie direkt auf der Straße an und möchte sich mit ihr verabreden, blitzt jedoch bei Zara ab. Doch der Rückschlag hält ihn nicht einfach auf, sondern er begibt sich auch hier in eine beobachtende Position und sieht Zara eines Abends dabei, wie sie von einem fremden Mann etwas entgegen nimmt und kurz darauf in einem alten leerstehenden Haus verschwinden, wo er sie schließlich beim Sex sieht.

Als er dann wieder bei seinem Sitting-Kind Lilly verweilt, erzählt sie ihm von einem neuen Mädchen das bei ihr übernachten wird, eine Christina (Sadie Thwaites). Nun kennt Jake auch den Namen des bisher fremden Mädchens. Während eines Versteckspiels mit Lilly und auf der Suche nach ihr, bleibt er an einer Tür stehen die zum Kellergewölbe des Hauses führt und welche nur mit einem einfachen Schieberiegel versehen ist. Als er die Tür wieder zumacht, lässt er heimlich den Riegel soweit offen, so das man vom Keller aus jederzeit in die Wohnung kommen kann.

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Seine zwei besten Freunde bemühen sich in der Zwischenzeit, Zara für Jake klar zu machen. Kurz darauf taucht diese bei ihm auf und geht mit ihm zu seiner Überraschung ins Cafè, wo die beiden sich zu seiner Freude auch etwas näher kommen. Als Zara sich kurz abmeldet bei ihm und ihren Platz verlässt, sitzt einen Tisch weiter ihre Tochter und malt an einem Bild. Es ist die erste Gelegenheit für Jake, mit dem Kind in Kontakt zu kommen, die er auch sofort ergreift. Am Abend gehen beide in eine Wohnung und Zara fackelt nicht lange rum. Sie verführt ihn und als das die beiden im Bett verweilen, hat Jake für einen Moment das Gefühl sich in die fast gleichaltrige Zara verliebt zu haben. Als er ihr diese Liebe beichtet, offenbart Zara ihm jedoch die Wahrheit und berichtet, dass dieser Sex nichts besonderes war für sie. Seine Freunde haben ihr Geld dafür gegeben, dass sie mit ihm schläft. Dieser Moment verwirrt Jake sehr, denn Zara weckte in ihm ein völlig neues Gefühl… Es vergeht ein Bruchteil ein Zeit, bis Jakes innere Gefühlswelt nun völlig zusammenbricht. Überrumpelt von dieser Wahrheit verlässt er kurzerhand die Wohnung und flüchtet auf eine Halloweenparty, wo auch seine Freunde hingehen wollten. Doch es tobt weiter in Jakes Gefühlswelt, er kann nicht auf der Party bleiben… Alle kommen ihm fremd vor, er kommt sich fremd vor und von seinen Freunden ist auch keine Spur. Er verlässt die Party über einen anderen Ausgang, während seine Freunde in diesem Moment eintreffen. Jake wandert innerlich zerrissen durch die Straßen und hat ein neues Ziel. Spätestens als er wieder in einem Kellergewölbe steht ist klar, was Jake nun machen wird. Er ist in die Wohnung in der auch Lilly lebt eingedrungen und verschwindet im Kinderzimmer… Es herrscht eine bedrückende Stille, bis ein Kind plötzlich laut nach der Mutter schreit, immer und immer wieder. Jake verlässt panisch die Wohnung, denn ihm ist mehr als bewusst, was er getan hat und das ihm diese Tat niemand verzeihen wird. Kyle und Jarred, von der Party zurück kommen, sehen am Horizont bereits die Polizei und als ihnen jemand mit dem Rad entgegenkommt, ruft dieser Laut zu den beiden „Euer Freund ist ein Pädophiler“. Beide bleiben stehen, können das ganze nicht einordnen. Als sie sehen, wie die Polizei die Mutter von Jake in Gewahrsam nehmen, ist die Wahrheit über Jake auch für sie klar. Von ihrem Freund hören und sehen sie nie wieder etwas und die letzten Worte von Kyle sind: „Wenn ich ihn jemals erwische, ist er tot! Oder auch nicht“
© Blue Shadows Films c/o Butterfly XX Film Limited | Jake flüchtet sich mit zerrissenen Gefühlen auf eine Helloween-Party

Fazit:
Mit dem jungen Protagonisten wagt der Regisseur einen ungewohnten Schritt, denn die Vorstellungen über Menschen die sich in Kinder verlieben, sind in der Regel wohl sehr Klischeebehaftet. Doch in diesem Film treffen wir nicht auf einen einsamen alten Herren mit Hornbrille der Süßigkeiten verteilt, sondern auf einen Jugendlichen der sich in seiner Clique behaupten, jedoch seine wahre Gefühlswelt komplett verbergen muss.
Wenn sich im Verlauf des Films der „Aha-Effekt“ breit gemacht hat über Jakes Vorliebe für Mädchen, findet man sich wohl  in einer sehr zwiespältigen Gefühlswelt wieder. Wir haben gesehen wie normal und besonnen er erscheint, doch wir kennen auf einmal seine wahren Empfindungen und somit was er verbirgt und mit welchem Konflikt er leben muss. Was also macht ein Mensch wie Jake, wenn er mit so einem Empfinden alleine ist?
Butterfly Kisses erhebt nicht den Zeigefinger und verurteilt auch nicht. Der Film überlässt es auf brutal ehrliche weise dem Zuschauer, wie er mit diesem Thema umgehen soll und das scheint auch zu wirken. Die Diskussionen nach der Preisverleihung im Publikum erschienen mir umfangreich und auch am nächsten Tag hörte man noch ein paar Stimmen zu dem diesjährigen Preisträgerfilm der Jugendjury im Haus der Kulturen.

Die Entscheidung der Jury ist im übrigen wie folgt begründet:
Getrieben vom Rhythmus kraftvoller Bild- und Musikkompositionen nährt dieser Film in uns einen beängstigenden Verdacht. Ohne simple Schuldzuweisungen vorzunehmen, konfrontiert er uns mit einem brisanten Thema, zu dem unsere Gesellschaft noch keinen Umgang gefunden hat. Die differenzierten Charakterisierungen ermöglichen, für die Situationen der Protagonisten tiefes Mitgefühl zu entwickeln. Von den ersten rauschhaften Bildern an macht es dieses aufwühlende Spielfilmdebüt unmöglich, seinem Bann zu entkommen und lässt in seiner Wirkung nicht nach.
Quelle: https://www.berlinale.de/de/das_festival/preise_und_juries/preise_generation/index.html

Darsteller:
Theo Stevenson (Jake)
Liam Whiting (Kyle)
Byron Lyons (Jarred)
Rosie Day (Zara)
Thomas Turgoose (Shrek)
Honor Kneafsey (Lilly)
Sadie Thwaites (Christina)
Charlotte Beaumont (Amy)
Elliot Cowan (Jakes Vater)
Leigh Gill (Brick)

Regie:
Rafael Kapelinski

Infos zum Film inkl. kurzen Filmausschnitt:
http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201712344#tab=video25

Bilder aus der Preisverleihung der Generation 14plus HKW:

Filmtrailer:
https://www.youtube.com/watch?v=pMEcWVqIzZA

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