Tag 4 der 64. Berlinale war für mich ein entspannter Tag, denn auf dem Plan stand nur ein Film am Abend im Friedrichstadt-Palast. Gesehen habe ich einen deutschen Beitrag für den diesjährigen Wettbewerb der Berlinale, den Spielfilm „Kreuzweg“ (Stations of the Cross). Also auch mal ein Film außerhalb der Generation :-)
Über den Film:
Kreuzweg ist ein Film welcher klar in 14 einzelne Parts eingeteilt wurde. Vor jedem Orts- bzw. Situationswechsel bekommt man als Zuschauer eine schwarze Einblendung mit weißem Text die stets im Zusammenhang mit dem Glaube an Gott stehen.
In der ersten Szene gibt es einen längeren Dialog in einem im Souterrain gelegenen Schulungsraum. An der Wand ist deutlich ein Kreuz zu sehen, davor sitzt der Pfarrer gemeinsam mit seinen jüngeren Schülern und erklärt ihnen den waren alten glauben der ursprünglichen Kirche, also traditionellen Katholizismus. Bereitwillig gehen die Kinder der kleinen Gruppe auf die Fragen des Pfarrers ein und sie saugen jedes Wort von ihm auf. Ihnen wird klar gemacht, dass viele Dinge auf der Erde zu Sünden verleiten können wie z.B. ein Großteil der Musik die teuflische Botschaften verbirgt, nur hört es keiner. Und sie alle seien Soldaten von Jesus und müssen die anderen Menschen bekehren, dass sei ihre wichtigste Mission auf dieser Erde.
Für die 14-jährige Maria ist der Glaube der wichtigste Bestandteil ihres Lebens geworden und auch ihre Mutter gibt hier einen klaren Ton vor in der Familie. Immer wieder erleben wir Konfliktsituation zwischen Maria und ihrer Mutter und während Maria versucht es wie gelernt allen Recht zu machen, stößt sie dabei immer mehr an emotionale Grenzen.
Als sie in der Schulbücherei dann einen Jungen kennen lernt der sie mit Fragen zur Mathematik löchert, fühlt sie sich hin und her gerissen diesen Jungen näher kennen zu lernen. Zumal er in einem Kirchenchor singt und sie dazu auch einlädt.
Natürlich kann sie dies ihrer streng gläubigen Mutter so nicht auftischen und erfindet eine Lüge und begibt sich damit wieder in einen neuen Konflikt. Bei einer Beichte versucht sie dann reinen Tisch zu machen und bekommt den Rat ihrer Mutter die Wahrheit zu erzählen, gleichzeitig aber auch die klare Warnung das sie sich nicht mit den Jungen treffen sollte da er sie zum sündigen bringen könnte und auch die Musik des Chors sei nicht die richtige und Gospel würde evt. rhythmische Schwingungen verbreiten die ebenfalls zum sündigen verleiten könnten.
Nach all den Ratschlägen des Pfarrers stellt sie aber noch eine Frage wie es mit einem Opfer aussieht für Gott. Sie würde gerne ihr eigenes Leben für Gott opfern als Geschenk und erhofft sich dadurch, dass ihr kleiner vierjähriger Bruder dann endlich sprechen wird. Auch hier wird ihr wieder auf den Weg gegeben, dass sie auf der Erde gebraucht wird als Soldat Gottes und es sei eine Sünde vorzeitig die Erde zu verlassen.
Als Maria ihrer Mutter später von dem Jungen erzählt, schweigt die ganze Familie wie so oft… Auch der Vater sagt kein Ton dazu und versucht die Eskalation zwischen Mutter und Tochter einfach zu verdrängen, auch als diese am Essenstisch weinend zusammenbricht.
Kaufoptionen:
Achtung: Der nachfolgende Part sollte nicht gelesen werden, da dieser Bereich den weiteren Verlauf bis zum Ende des Films beinhaltet.
Fazit:
Dieser Film hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich selbst besitze keinen Glauben und solche Werke überzeugen mich auch in meiner Einstellung. Damit möchte ich nicht aussagen, dass jeder Glaube so ins extreme geht, aber es erschreckt mich wie manipulativ in manchen Glaubensrichtungen gearbeitet wird und das nicht nur außerhalb von Deutschland.
In diesem Film erleben wir, wie einem Kind alles zerstört wird was es eigentlich braucht um ein erwachsener Mensch zu werden und lebt letztlich nur mit der Überzeugung sich das Leben zu nehmen, doch keiner hört hin sondern ihre angeblichen Helfer… Ihre kirchliche Familie… Sie alle schauen weg und überlassen sie ihrem Schicksal. Der einzige Mensch der sie versucht so zu akzeptieren wie sie ist, ist der Junge aus der Bücherei, der sich versucht um sie zu kümmern.
So vorhersehbar fast auch das Ende war durch Marias Aussagen, so erschreckend war dann dennoch das Ende dieses Films.
Zum Glück erlebt man im Film auch einige aufheiternde Elemente, so das man nicht völlig Tränenüberströmt aus dem Saal rennt.
Von mir eine klare Empfehlung für dieses Werk. Wer ihn nicht auf der Berlinale zu sehen bekommt, sollte auf eine mögliche TV Ausstrahlung warten. Bei diesem Film hat Arte seine Finger im Spiel gehabt, nur damit ihr wisst bei welchem Sender man aufpassen sollte, falls euch dieser Film interessiert.
Weitere Spielzeiten während der Berlinale:
So. 16.2 um 9:30 im Haus der Berliner Festspiele. Vorstellung online bereits ausverkauft !!! Restkarten ggf. an der Tageskasse des Kinos.
Do. 13.2 um 21:30 im Thailia (Berlinale goes Kiez). Online sind noch Tickets vorhanden (Stand: 10.2, 0:00 Uhr). Wichtig: Im Kino gibt es keine Restkarten zu kaufen. Bei „Berlinale goes Kiez“ besteht meist die Chance noch mitwirkende des Films anzutreffen.
Filmausschnitt der ersten Szene:
http://www.trailerseite.de/film/14/kreuzweg-kino-trailer-29246.html
Infos zum Film (inkl. Filmausschnitt):
https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20147599