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Berlinalereport – Kreuzweg

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Dieser Film hat einen Silbernen Bär für das Beste Drehbuch erhalten

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Kinostart in Deutschland war am 20. März 2014.
Der Film ist auf DVD (Amazon*) verfügbar oder auch digital zum Kauf in HD z.B. bei Apple TV** oder Prime Video**.
Regisseur Dietrich Brüggemann
Regisseur Dietrich Brüggemann

Tag 4 der 64. Berlinale war für mich ein entspannter Tag, denn auf dem Plan stand nur ein Film am Abend im Friedrichstadt-Palast. Gesehen habe ich einen deutschen Beitrag für den diesjährigen Wettbewerb der Berlinale, den Spielfilm „Kreuzweg“ (Stations of the Cross). Also auch mal ein Film außerhalb der Generation :-)

Über den Film:
Kreuzweg ist ein Film welcher klar in 14 einzelne Parts eingeteilt wurde. Vor jedem Orts- bzw. Situationswechsel bekommt man als Zuschauer eine schwarze Einblendung mit weißem Text die stets im Zusammenhang mit dem Glaube an Gott stehen.
In der ersten Szene gibt es einen längeren Dialog in einem im Souterrain gelegenen Schulungsraum. An der Wand ist deutlich ein Kreuz zu sehen, davor sitzt der Pfarrer gemeinsam mit seinen jüngeren Schülern und erklärt ihnen den waren alten glauben der ursprünglichen Kirche, also traditionellen Katholizismus. Bereitwillig gehen die Kinder der kleinen Gruppe auf die Fragen des Pfarrers ein und sie saugen jedes Wort von ihm auf. Ihnen wird klar gemacht, dass viele Dinge auf der Erde zu Sünden verleiten können wie z.B. ein Großteil der Musik die teuflische Botschaften verbirgt, nur hört es keiner. Und sie alle seien Soldaten von Jesus und müssen die anderen Menschen bekehren, dass sei ihre wichtigste Mission auf dieser Erde.
Für die 14-jährige Maria ist der Glaube der wichtigste Bestandteil ihres Lebens geworden und auch ihre Mutter gibt hier einen klaren Ton vor in der Familie. Immer wieder erleben wir Konfliktsituation zwischen Maria und ihrer Mutter und während Maria versucht es wie gelernt allen Recht zu machen, stößt sie dabei immer mehr an emotionale Grenzen.

Der Pfarrer von Maria bei einem persönlichen Dialog im Schulraum
Der Pfarrer von Maria bei einem persönlichen Dialog im Schulraum

Als sie in der Schulbücherei dann einen Jungen kennen lernt der sie mit Fragen zur Mathematik löchert, fühlt sie sich hin und her gerissen diesen Jungen näher kennen zu lernen. Zumal er in einem Kirchenchor singt und sie dazu auch einlädt.
Natürlich kann sie dies ihrer streng gläubigen Mutter so nicht auftischen und erfindet eine Lüge und begibt sich damit wieder in einen neuen Konflikt. Bei einer Beichte versucht sie dann reinen Tisch zu machen und bekommt den Rat ihrer Mutter die Wahrheit zu erzählen, gleichzeitig aber auch die klare Warnung das sie sich nicht mit den Jungen treffen sollte da er sie zum sündigen bringen könnte und auch die Musik des Chors sei nicht die richtige und Gospel würde evt. rhythmische Schwingungen verbreiten die ebenfalls zum sündigen verleiten könnten.
Nach all den Ratschlägen des Pfarrers stellt sie aber noch eine Frage wie es mit einem Opfer aussieht für Gott. Sie würde gerne ihr eigenes Leben für Gott opfern als Geschenk und erhofft sich dadurch, dass ihr kleiner vierjähriger Bruder dann endlich sprechen wird. Auch hier wird ihr wieder auf den Weg gegeben, dass sie auf der Erde gebraucht wird als Soldat Gottes und es sei eine Sünde vorzeitig die Erde zu verlassen.
Als Maria ihrer Mutter später von dem Jungen erzählt, schweigt die ganze Familie wie so oft… Auch der Vater sagt kein Ton dazu und versucht die Eskalation zwischen Mutter und Tochter einfach zu verdrängen, auch als diese am Essenstisch weinend zusammenbricht.

Maria verweigert die Teilnahme beim Sport wegen der Musikauswahl der Lehrerin und wird anschließend von der Klasse gemobbt
Maria verweigert die Teilnahme beim Sport wegen der Musikauswahl der Lehrerin und wird anschließend von der Klasse gemobbt

Kaufoptionen:

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Achtung: Der nachfolgende Part sollte nicht gelesen werden, da dieser Bereich den weiteren Verlauf bis zum Ende des Films beinhaltet.

Spoiler öffnen...
Im Verlauf der einzelnen Abschnitte wird Maria immer blasser und wirkt zunehmend schwächer, doch ihr Glaube ist immer stärker und präsenter. Sie verzichtet auf menschliche Bedürfnisse im Namen Gottes und damit auch auf das Essen. Dies fällt auch den Lehrern auf und natürlich ihrem neuen Freund der sich um sie sorgt. Doch sie isoliert sich und lehnt Hilfe von außerhalb ab. Letztlich bricht sie dann am Tag ihrer Firmung vor dem Priester bei ihrer Salbung zusammen und landet mit ihrer Mutter beim Arzt. Ihr ganze Körper wirkt mager und blass. Sie zittert am ganzen Leib, während ihre Mutter die Diagnosen des Arztes in Frage zu stellen versucht und auch ständig für Maria versucht zu antworten. Auf dieses Spiel lässt sich der Arzt hingegen nicht ein und überweist Maria in ein Krankenhaus zum Wohl des Kindes. Es wird die letzte Station für Maria sein, die sie erleben wird. Ihr letzter Wunsch ist es, dass ihrer Firmung durch den Pfarrer beendet wird und sie somit zu Gott kommen wird mit einem reinem Gewissen und damit ihr Opfer zu erbringen. Ein Teil der Familie steht noch im Raum als versucht wird, Maria zu reanimieren und als wir im Hintergrund nur noch den Dauerton des Pulsmessers hören, sagt ihr Bruder seine ersten Worte und fragt nach Maria.
In der vorletzten Szene sitzen Mutter und Vater beim Bestatter und selbst hier versucht die Mutter wieder ihren Glauben zu präsentieren mit einer unglaublichen Überzeugung sich selbst gegenüber ohne wirklich daran zu denken, was sie eigentlich am Ende damit erreicht hat. Aber ihr Mann macht hier einen stillschweigenden Schlussstrich. Er steht auf und wendet sich zum ersten mal von ihr ab.
Marias Arzt ist der erste der ihr leiden erkennt und versucht ihr zu helfen
Marias Arzt ist der erste der ihr leiden erkennt und versucht ihr zu helfen

Fazit:
Dieser Film hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich selbst besitze keinen Glauben und solche Werke überzeugen mich auch in meiner Einstellung. Damit möchte ich nicht aussagen, dass jeder Glaube so ins extreme geht, aber es erschreckt mich wie manipulativ in manchen Glaubensrichtungen gearbeitet wird und das nicht nur außerhalb von Deutschland.
In diesem Film erleben wir, wie einem Kind alles zerstört wird was es eigentlich braucht um ein erwachsener Mensch zu werden und lebt letztlich nur mit der Überzeugung sich das Leben zu nehmen, doch keiner hört hin sondern ihre angeblichen Helfer… Ihre kirchliche Familie… Sie alle schauen weg und überlassen sie ihrem Schicksal. Der einzige Mensch der sie versucht so zu akzeptieren wie sie ist, ist der Junge aus der Bücherei, der sich versucht um sie zu kümmern.
So vorhersehbar fast auch das Ende war durch Marias Aussagen, so erschreckend war dann dennoch das Ende dieses Films.
Zum Glück erlebt man im Film auch einige aufheiternde Elemente, so das man nicht völlig Tränenüberströmt aus dem Saal rennt.
Von mir eine klare Empfehlung für dieses Werk. Wer ihn nicht auf der Berlinale zu sehen bekommt, sollte auf eine mögliche TV Ausstrahlung warten. Bei diesem Film hat Arte seine Finger im Spiel gehabt, nur damit ihr wisst bei welchem Sender man aufpassen sollte, falls euch dieser Film interessiert.

Weitere Spielzeiten während der Berlinale:
So. 16.2 um 9:30 im Haus der Berliner Festspiele. Vorstellung online bereits ausverkauft !!! Restkarten ggf. an der Tageskasse des Kinos.
Do. 13.2 um 21:30 im Thailia (Berlinale goes Kiez). Online sind noch Tickets vorhanden (Stand: 10.2, 0:00 Uhr). Wichtig: Im Kino gibt es keine Restkarten zu kaufen. Bei „Berlinale goes Kiez“ besteht meist die Chance noch mitwirkende des Films anzutreffen.

Filmausschnitt der ersten Szene:
http://www.trailerseite.de/film/14/kreuzweg-kino-trailer-29246.html

Infos zum Film (inkl. Filmausschnitt):
https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20147599

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