Die Bahn kommt, so der wohl bekannte Werbeslogan der hiesigen Bahn AG die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen von A nach B zu bewegen und das in ganz Deutschland und ein Stückweit darüber hinaus.
In der Praxis sieht das oft anders aus und „Die Bahn klemmt“ währe für viele sicherlich eher die richtige Aussage was dieses Unternehmen betrifft und wenn man alleine schon den Bahnchef sieht, kann man doch echt nur noch den Kopf schütteln.
Oft liest man Negativschlagzeilen und beim letzten Orkan in Deutschland wurde Europas größter Kreuzbahnhof plötzlich für Extremtouristen interessant die tonnenschwere Stahlträger sammeln. Doch bevor das nächste laue Lüftchen „unseren“ Glasbahnhof auseinander nimmt möchte ich doch auch mal eine positive Erfahrung veröffentlichen was jedoch nicht zwingend wieder spiegeln soll, das ich ein großer Beführworter der Bahnmachenschaften bin auch wenn ich wirklich gerne mit dem Zug reise.. Doch bleibt für mich zum Beispiel unverständlich warum ich nach Franken 4 Stunden fahre und nach Rostock 3 1/2 Stunden und ich denke das lässt sich auf viele andere Strecken übertragen.
Jedenfalls hatte ich vergangene Woche ein interessantes Abenteuer als ich von Franken zurück nach Berlin fahren wollte. Gebucht und geplant wurde alles über die Internetseite der Bahn und natürlich mit den 50% Rabatt (anders kann man sich das ja nicht leisten). Auf der Strecke galt es, zwei mal um zu steigen. Einmal von Kulmbach nach Lichtenfels und dann dort weiter nach Saalfeld (Saale) um in den ICE um zu steigen. Beim ICE gilt natürlich Zugbindung bei rabattierten Tickets und es ist dann doch immer so ein gewisses Abenteuer ob man es nun schafft mit der Regionalbahn seinen ICE noch zu erreichen oder nicht.
Die erste Tour von Kulmbach nach Lichtenfels brachte dieses Vorhaben bereits zum scheitern, denn den Regionalexpress überholten bereits Haase und Igel die mir von draußen frühlich zugrinsten, vielleicht auch die Zunge raus streckten… So genau konnte ich das nicht erkennen. An jedem Bahnübergang blieb der Zug erstmal gemütlich stehen oder fuhr enorm langsam was das Fazit hatte, das der Zug 20 Minuten verspätung einfuhr, also die doppelte Zeit von Kulmbach nach Lichtenfels benötigte. Eigentlich ein Rekord für diese kurze Distanz. Toll war hier vor allem der Zugbegleiter der scheinbar verlernt hat wie man ein Mikrophon bedient, auf Durschsagen wartete man vergebens und auch ein Erscheinen blieb aus. Für die meisten Reisenden nicht wirklich ein großes Drama, fahren sie doch ggf. mit dem nächsten Regionalzug einfach weiter. Kritisch ist es eben für diejenigen die weiter reisen müssen, in die anderen Teile deutschlands. Zum einen möchte man ja wissen wie hoch die Chance ist das man sein Ziel nun erreicht (noch vor dem Jahreswechsel) und zum anderen braucht man ja noch eine Bestätigung das der Zug plötzlich eine Phobie für Bahnübergänge entwickelt hat. Ich beschloss dann mal den Zugbegleiter auf zu suchen um zu erfahren, wie ich denn nun nach Berlin komme und ich wollte eben eine Bestätigung. Dieser schaute mich etwas ratlos an, blätterte kurz im Heft und äußerte sich so, das er da jetzt so spontan nicht weiterhelfen könne. Aber ich solle mich doch bitte dann in Lichtenfels beim Servicepoint melden. In Lichtenfels angekommen habe ich dies dann auch so schnell wie möglich gemacht und zum glück auch schnell gefunden. Kurz nach meinen eintreffen am verborgenen Servicepoint (zu deutsch könnte dieser auch „Information“ heißen) fand ich dann einen einsamen Mitarbeiter der Bahn vor der neben dem Service auch noch die Zugabfertigung zu tätigen hatte. Binnen weniger Minuten war dann hinter mir auch eine ordentliche Schlange aber ich war erster, also konnte mir das an diesem Punkt nun egal sein. Auf die Frage wie ich nun nach Berlin käme, lachte der Mann etwas was mich skeptisch stimmte…
„Da werden Sie wohl heute hier nicht mehr wegkommen“ war seine Aussage. Prima, ein Zug mit 20 Minuten Verspätung schafft es, das ich um 17 Uhr nicht mehr zurück in die Hauptstadt komme. Sonntags sehe es da sehr schlecht aus, alle ICEs nach Berlin fahren hier nur durch, halten aber nicht an. Unter der Woche sehe das anders aus, so die weitere Information.
Da ich aber nichts zu verlieren hatte blieb ich relativ gefasst, denn bestenfalls hätte mich meine dortige Verwandschaft sicherlich wieder nach hause geholt und ich währe ggf. erst am Montag nach hause gefahren. Doch nun beginnt das kleine Wunder, denn jener Bearbeiter griff dann irgendwann zum Telefon und erkundingte sich, ob ein bestimmter ICE der nach Berlin fährt und den Bahnhof Lichtenfels durchquert, nicht einen „Zwischenhalt“ einfügen könnte, es würden 3 Passagiere nach Berlin weiterreisen müssen und es gibt keine andere Verbindung mehr.
Knapp 2 Minuten später dann der Rückruf, der ICE hält extra in Lichtenfels um mich ein zu sammeln. Roten Teppich und ein Glas Sekt gab es zwar nicht, aber ein ganzen ICE zum halten zu bringen ist schon ein schönes Gefühl. Lustiger weise war es dann eben der selbe ICE den ich erst in Saalfeld (Saale) erwischen sollte, jene Station die dann auch etwa eine Stunde später erreicht wurde.
Sowas funktioniert sicherlich auch nicht an jedem Bahnhof sondern nur auf den kleineren und ein großer Dank gilt vor allem den Mitarbeiter der Bahn der einfach mal ins Telefon geflunkert hat, das es mehr als einen Reisenden gibt der nach Berlin muss, denn sonst hätte man den Zug dort sicherlich nicht halten lassen. Als ich einstieg kam mir auch gleich der Zugbegleiter des ICEs entgegen der mich dann auch entrüstet fragte: „Sagen Sie jetzt nicht das sie der einzige sind!“ Darauf konnte ich nur antworten, dass mir das ehrlich gesagt egal ist, ich hab meinen Zug nach Berlin.
Martin Schilliger
2. Juni 2007 @ 2:09
Klasse Geschichte. Einen ganze ICE nur wegen dir angehalten..? :-)
Aber ist denn der Service und die Zuverlässigkeit der deutschen Bahn wirklich so schlecht, wie immer geschumpfen wird? Oder sind die Leute einfach nur überdimensional Zug-scheu?
Grüessli
Robin
3. Juni 2007 @ 17:02
Naja, wenn man bedenk wie groß das Unternehmen „Bahn“ ist und wieviele Leute tagtäglich damit unterwegs sind ist es klar das das gemecker groß ausfällt wenn was nicht funktioniert und positive Geschichte sprechen deutsche ja gerne nicht so gerne aus bzw. tun sich schwer damit. Wobei, ob das nur ein Problem ist das sich auf die deutschen reduziert bezweifel ich auch ein wenig ;-)
Ich denke es fällt vielen Leuten schwer auch einfach nur mal „Danke“ zu sagen, zumindest ist das etwas, was mir aufgefallen ist sowohl bei groß als auch bei klein.
Nehmen wir doch als Beispiel mal Apple. Als der iPod zu boomen begann, waren auch pltzlich immer mehr negative Kritiken zu hören was alles nicht geht, wo es Probleme gibt, Klagewellen etc. pp.
Ich denke ein Großunternehmen hat es schwer sich irgendwann noch frei bewegen zu können weil jeder Schritt bis ins Detail beobachtet und analysiert wird.
Was die Bahn betrifft… Viel negative Kritik findet leider zu recht statt. Jahrelang angefahrene Stationen werden vom Fahrplan gestrichen und viele Pendler kommen plötzlich nicht mehr vom Fleck. In meinem Beispiel währe da der Bahn hof „Lichtenfels“ an zu sprechen. Früher wurde er standartgemäß vom ICE angefahren und hat dort immer gehalten, nun tut das nur noch jeder zweite Zug und das auch nur Werktags. Warum weiß keiner, wirklichen Zeitverlust gibt es nicht wenn der Zug auch dort hält. In Berlin würgte man den Bahnhof Zoo ab mit der Eröffnung des Hauptbahnhofes, der alte Stadtkern von „Berlin West“ leidet ein wenig darunter weil die Infrastruktur zusammen bricht (Wobei man den Ku’Damm eh ziemlich ruiniert hat durch div. fragwürdige Modernisierungen. Man versucht wohl derzeit aber wieder für etwas mehr Atracktivität zu sorgen, aber das ist ein anderes Thema. Dann hatte ich auch div. Erlebnisse wo z.B. am Ostbahnhof in Berlin kein Zug einfuhr wegen eines Oberleitungsschadens. Dies ist mir zwei mal passiert. Beim ersten mal war ich damals mit dem Kindergarten unterwegs und wir waren auf den Rückweg von einer Gruppenreise. Unsere Eltern haben auf uns gewartet am Ostbahnhof, der Zug furht dort aber nicht ein. Statt dessen wurde man in Schönefeld rausgeworfen. Damals sehr unschön denn Handys gab es nicht und das Problem ist, das der Informationsfluss mangelhaft ist (wie auch in meiner Geschichte berichtet). Beim anderern Oberleitungsschaden wollte ich, glaube ich, auch nach Franken reisen. Zuerst erfuhr man nichts, dann kamen auf den Antzeigen Zugausfälle und keiner der Bahn konnte Auskunft geben was nun wie los ist. Bis irgendwann die Auskunft kam, das alle Züge nun von Schönefeld aus abfahren. Zu diesem Zeitpunkt war jene Auskunft aber schon zu spät, mit der S-Bahn hätte man es nicht mehr geschafft. Ich weiß noch, das meine Mutter zum Flugzeug musste und ich war mit meinen jungen Jahren auf mich alleine gestellt. Ich bin dann mit dem Taxi zum Bahnhof gebracht worden und habe den nächsten Zug genommen.
Kurzum: Mehr Informationsfluss im Zug oder auf den Bahnhöfen wären in Problemfällen sehr hilfreich. Es ist schließlich kein Beinbruch wenn man mal eine Durchsage macht. Vor allem nicht in Zügen wie dem ICE. Bei Regionalbahnen kann ich es ggf. noch nachvollziehen, weil diese manchmal aus allen Nähten platzen und das Personal genug Mühe hat durch die Gänge zu kommen.